Mit dem beginnenden Frankreichfeldzug im Sommer 1940 wurde Franziskus Graf Wolff Metternich, Provinzialkonservator der Rheinprovinz seit 1928, zum Beauftragten des militärischen Kunstschutzes in den besetzten Gebieten beim Oberkommando des Heeres ernannt. Er baute in der Folgezeit mit beruflich vertrauten Kunsthistorikern eine europaweite Kunstschutzorganisation auf, die sich bemühte, das kulturelle Erbe der Länder vor Kriegszerstörung und Kunstraub zu schützen. Seit 2015 ist der private Nachlass Wolff Metternichs, Teil des Familienarchivs im Archivdepot der Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e.V. auf Schloss Ehreshoven, der Forschung zugänglich. Hierin befindet sich neben privaten Dokumenten eine umfangreiche Überlieferung der Kunstschutz-Organisation. Das nun publizierte archivische Sachinventar gleicht diesen Kernbestand mit der Gegenüberlieferung in deutschen, französischen, englischen und amerikanischen Archiven ab und rekonstruiert anhand der vorhandenen Quellen und offensichtlichen Fehlstellen einen fiktiven Gesamtbestand. Begleitend zur Recherche-Datenbank bietet die vorliegende Publikation eine thematische Kontextualisierung der Quellen, einen Überblick der relevanten Archive und Bestände sowie weiterführende Forschungsansätze und Materialien. 14 wissenschaftliche Beiträge vertiefen folgende Themenschwerpunkte: Frankreich – Kunstschutz und Kunstraub, Akteure und Kooperationen; Kulturgutschutz im Rheinland; Kulturgutschutz in der Nachkriegszeit. Ein Beitrag von Hans-Werner Langbrandtner (LVR-AFZ) thematisiert das Kulturgutdepot Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz. Der Beitrag enthält auch eine Edition von Archivquellen zur Rückführung von rheinischem Kulturgut nach 1945 aus dem Archiv des LVR. Esther R. Heyer, Florence de Peyronnet-Dryden, Hans-Werner Langbrandtner, „Als künstlerisch wertvoll unter militärischem Schutz!“. Ein archivisches Sachinventar zum militärischen Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg, Böhlau-Verlag, Köln 2022.
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