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Ihren Höhepunkt erreichte die symbolische Aufladung des Denkmals in der Zeit des Ersten Weltkriegs. In der Akte demonstrieren diese Tendenz beispielsweise ein Gesuch der Kölner Kompagnien des „Deutschen Jugendwehr-Korps“, im Sommer 1913, also gewissermaßen am Vorabend des Kriegsausbruchs, einen Kranz niederlegen zu dürfen, oder die Aufstellung von zwei Beutegeschützen vor dem Denkmal, die der Stadt Koblenz im Herbst 1915 von der Heeresverwaltung zur Verfügung gestellt wurden.[9] Umso merkwürdiger erscheint das Ansinnen einiger „Freunde“ des im April 1916 verstorbenen Erbauers des Denkmals, Prof. Dr. Bruno Schmitz, dessen „Asche am Fusse des Denkmals in den Rhein versenken bezw. einlassen [zu] wollen und an dieser Stelle einen Denkstein mit Inschrift“ anzubringen. Der Provinzialausschuss und der Landeshauptmann äußerten sich hierzu ablehnend.[10] Stattdessen wurde Schmitz' Urne schließlich in dem ebenfalls von ihm entworfenen Kyffhäuser-Denkmal beigesetzt. Kurz vor dem Ende des Ersten Weltkriegs hingegen war das Denkmal selbst plötzlich in seinem Bestand bedroht. In seiner Sitzung vom 3. September 1918 wurde der Provinzialausschuss darüber unterrichtet, dass ein Schreiben der Metallmobilisierungsstelle eingegangen sei, „nach welchem auch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal am Deutschen Eck in Coblenz beschlagnahmt sei. Der Provinzialausschuss stellte sich auf den Standpunkt, daß „dieses von der Rhein-Bevölkerung dem Andenken Seiner Majestät dem hochseligen Kaiser Wilhelm I gewidmete und seiner Zeit in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Ihrer Majestät der Kaiserin enthüllte Denkmal, welches sich zu einem nationalen Wahrzeichen der Rheinprovinz entwickelt habe, ohne die besondere Zustimmung Seiner Majestät nicht entfernt werden könne. Es müsse daher zunächst die Entscheidung über die Beschlagnahme oder Freigabe des Denkmals bei Seiner Majestät dem Kaiser eingeholt werden“.[11] Durch das wenige Wochen später erfolgte Kriegsende erübrigte sich die Diskussion um eine Demontage der Bronzeteile des Denkmals – der reitende Kaiser verblieb auf seinem Sockel. Das Ende der Monarchie in Deutschland führte offenbar rasch zu einer leicht veränderten Sicht auf das Denkmal. Jedenfalls spielten Fragen der „Erhabenheit des Ortes“ wie noch einige Jahre zuvor keine Rolle, als sich das Landesbauamt im Sommer 1919 mit einem Antrag zur Einrichtung einer Motorbootanlegestelle am Denkmal auseinanderzusetzen hatte. Letzten Endes waren Bedenken der städtischen Hafenverwaltung, die negative Auswirkungen auf die Abwicklung des Schiffsverkehrs fürchtete, ausschlaggebend für eine ablehnende Haltung.[12] Auch nachdem im Februar 1921 festgestellt wurde, „dass halbwüchsige Burschen in den Körper der Pferdestatue hineinklettern und dort allerlei Unfug treiben“, dauerte es längere Zeit, bis man sich des Problems annahm. Erst Monate später wurden die Schäden am Denkmal genauer aufgenommen und dabei „eine schwere Verunreinigung“ festgestellt – „Menschenkot, Flaschen und allerlei Fäkalien liegen im Innern“.[13] Daraus schließen zu wollen, das Denkmal habe mit dem Systemwechsel als nationales Symbol ausgedient, wäre jedoch verfehlt. Als der Deutsche Athletiksportverband 1928 die Deutschen Kraftsportmeisterschaften in Koblenz abhalten wollte und für die Aufführungen der Musterriegen einen geeigneten Ort unter freiem Himmel suchte, fiel die Wahl auf den Platz beim Kaiserdenkmal am Deutschen Eck, „wo gleichzeitig ein Treugelöbnis für das Deutsche Reich abgelegt und der toten Sportsleute gedacht werden“ sollte.[14] Bearbeitung: Dr. Manuel Hagemann
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