Am 8. April 2014 hat der Archivar Dieter Kastner den fünften und letzten Band der Urkundenregesten des Stiftsarchivs Xanten im StiftsMuseum in Xanten der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt. Der 231 Seiten umfassende, in der Reihe der "Inventare nichtstaatlicher Archive" vom LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum herausgegebene Band bietet Regesten zu insgesamt 372 Urkunden aus den Jahren 1610 bis 1804. Erschlossen wird er durch ein umfangreiches Personen-, Orts- und Sachregister.
Mit der Veröffentlichung des fünften Bandes ist ein im Jahr 1952 von Carl Wilkes begonnenes, 2006 durch Dieter Kastner wieder aufgenommenes Erschließungsprojekt zum Abschluss gebracht worden. Damit ist nun der gesamte, ca. 4000 Stücke aus der Zeit zwischen 1119 und 1804 umfassende Urkundenbestand des Stiftsarchivs in Regestenform erschlossen und publiziert. Mit den Bänden II bis V des Regestenwerks widmet sich Kastner erstmals der Geschichte des zum Herzogtum Kleve gehörenden Xantener Kanonikerstifts St. Viktor in der frühen Neuzeit. Damit bietet er eine wertvolle Ergänzung zu den bisherigen Quelleneditionen und Darstellungen zur Stiftsgeschichte, die sich v. a. auf das frühe und hohe Mittelalter beziehen und in der Regel nicht über das Jahr 1500 hinausreichen. Eine zusammenhängende Darstellung zur Geschichte des Viktorstifts in den letzten dreihundert Jahren seines Bestehens existiert bislang nicht. Mit den nun vollständig vorliegenden Regesten zu den Urkunden des Stiftsarchivs ist hierfür der Grundstein gelegt. Sie sollen Anreiz zur Beschäftigung mit der jüngeren Stiftsgeschichte geben.
Die von Kastner erstellten Regesten weisen den Weg zu den Quellen und bieten Zugang zur Geschichte des Stifts Xanten in der frühen Neuzeit bis hin zur Säkularisierung im Jahr 1802. Aus den hier erschlossenen Urkunden erfährt man, wie es zu Stagnation und wirtschaftlichem Niedergang des Xantener Stifts und des gesamten Niederrheinlandes gekommen ist. Das einst so reiche und gut verwaltete Stift hatte im 17. und 18. Jahrhundert enorme Schulden. Doch nicht Misswirtschaft und Unfähigkeit waren die Gründe. Zu nennen sind hier vielmehr die ständigen Kriege, insbesondere der Dreißigjährige und der Achtzigjährige Krieg, sowie die eminent hohe Besteuerung, mit der das seit 1609 zum Länderverbund des Kurfürsten von Brandenburg-Preußen gehörende Stift vom protestantischen Landesherrn belastet wurde. Gleichwohl war das allezeit katholische Stift im Gefolge der Gegenreformation führend an der katholischen Reformbewegung beteiligt. So hat es wesentlich dazu beigetragen, dass große Teile des Herzogtums Kleve im 17. und 18. Jahrhundert katholisch blieben.
Der Band ist zum Preis von 23,50 Euro beim Habelt-Verlag (Dr. Rudolf Habelt GmbH, Am Buchenhang 1, 53115 Bonn, Tel 0228 923830, E-Mail info@habelt.de) erhältlich. Dort sind auch die Bände II bis IV zu beziehen.
Dieter Kastner (Bearb.), Die Urkunden des Stiftsarchivs Xanten. Regesten, Bd. V: 1610-1804, hrsg. v. LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, Bonn 2014 (Inventare nichtstaatlicher Archive 54), 231 S., 21 cm, Kt.
ISBN 978-3-7749-3879-3