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Archive
im Rheinland

Adventskalender 2023

Vom 1. bis 24. Dezember 2023 öffnen wir jeden Tag ein neues "Türchen".
Allen beteiligten Archivkolleg*innen danken wir für ihre Beiträge.

24. Dezember 2023

Stadtarchiv Troisdorf

Alltag in der Krise

Noch am Heiligabend 1923 schrieb die Verwaltung des rheinischen Provinzialverbandes an die Bürgermeisterei in Sieglar. Wie in den anderen preußischen Provinzen gab es auch in der Rheinprovinz einen Provinzialverband, der eine Körperschaft der kommunalen Selbstverwaltung oberhalb der Kommunen und Land- und Stadtkreise darstellte. Der Provinzialverband im Rheinland war somit der Rechts- und Funktionsvorgänger des heutigen Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Die Provinzialverbände hatten Zuständigkeiten und Aufgaben in den Bereichen Bau und Unterhalt von Straßen, Wirtschaftspflege, Kulturpflege sowie im Bereich der Sozial- und Gesundheitsfürsorge (sog. Volks-, Gesundheits- und Armenfürsorge). Um den letztgenannten Aufgabenbereich geht es auch im vorliegenden Schreiben.

Die Provinzialverwaltung teilte der Gemeindeverwaltung in Sieglar mit, dass Christine Brandt, eine Schülerin der vom Provinzialverband unterhaltenen Blindenunterrichtsanstalt in Düren (heute: LVR-Louis-Braille Schule), ein künstliches Auge erhalten habe. An den dafür aufgewendeten Mitteln von 12 Billionen Mark habe sich die Gemeinde als Träger des unterstützungspflichtigen Ortsarmenverbandes gemäß Provinziallandtags-Beschluss zur Hälfte (6 Billionen Mark) zu beteiligen. Die bereits im Kaiserreich eingerichteten sog. Armenverbände waren öffentlich-rechtliche Körperschaften (Zweckverbände), die als Organe in der öffentlichen Sozial- und Armenpflege tätig waren. Über die Schülerin Christine Brandt erfahren wir im Schreiben relativ wenig, nur, dass sie die Tochter des in Spich lebenden Oberpostschaffners Albert Brandt war. Aus anderen Quellen aus dem Stadtarchiv Troisdorf wissen wir, dass sie am 14. April 1906 in Spich geboren wurde, ihr restliches Leben auch hier verbrachte und schließlich Ende der 1990er-Jahre in Troisdorf verstarb.

Sie fragen sich zum Schluss vielleicht noch, wie ein künstliches Auge damals 12 Billionen Mark kosten konnte? Dies war der in der zweiten Hälfte des Jahres 1923 grassierenden Hyperinflation geschuldet. Weitere Infos dazu finden sie u. a. auf dem von mehreren rheinischen Archiven betriebenen Quellen-Blog „1923: Alltag in der Krise“. Dort finden Sie auch - 100 Jahre später - am 24.12.2023 das hier vorgestellte Schreiben inkl. Transkription der handschriftlichen Vermerke.


23. Dezember 2023

Kreisarchiv Kleve

Butter als Weihnachtsgeschenk

„Ein ganz klein wenig gute Butter“ verschenkte der in Kleve lebende Erich Paaschen zu Weihnachten. Paaschen, von Beruf Kaufmann, war leidenschaftlicher Dichter. Bevorzugt schrieb er zu privaten Anlässen, so auch zu Weihnachten 1947.

Auch in diesem Winter litt die Bevölkerung allerorts unter der Lebensmittelknappheit. Paaschen selbst befand sich noch in der glücklichen Situation, ein wenig Butter verschenken zu können. Das aus heutiger Sicht eher ungewöhnliche Weihnachtsgeschenk wird 1947 sicherlich große Freude ausgelöst haben!


22. Dezember 2023

Stadtarchiv Aachen

Kunst in Handbüchern

Im 15. Jahrhundert bewegte eine praktisch-moralische Mystik vor allem am Niederrhein die Gläubigen, und es waren allen voran die Klöster, die umfangreiche Bestände an solch religiöser Literatur zusammenstellten und erzeugten.

In der Mitte des 15. Jahrhunderts vereinte ein kleiner Sammelband moralische Schriften, die von verschiedener Hand (ab)geschrieben worden waren. Diese Handschrift gehörte ursprünglich zur Bibliothek des Aachener Franziskanerklosters am damaligen Harduinsgraben (Bereich der heutigen Hartmannstraße). Das nur 14 x 11 Zentimeter große Buch hat 253 papierne Blätter. Zur Erbauung bereicherten es mehrere bunt ausgeführte Bilder, die verschiedene religiöse Motive zeigen, vornehmlich Bischöfe und Heilige, darunter auch Karl den Großen mit einem Modell des Aachener Doms in seiner Hand. Manche Seiten sind an ihren Rändern mit roter Tinte figural ausgeschmückt.

Hier zu sehen ist eine mit Aquarellfarben ausgeführtn Illustrationen aus dieser Handschrift. Sie zeigt Maria, die ein blaues Kleid und eine Krone trägt. Auf ihrem Schoß sitzt das Christkind, das von Maria, nur mit einer Windel bekleidet, einem vor ihr knienden Mönch im Habit mit Kapuze, der einen einfachen weißen Kordel um die Hüfte geknotet trägt, gereicht wird. Der Mönch stellt den heiligen Franziskus dar. Neben seinen Knien liegt ein aufgeschlagenes Buch, wohl eine Bibel. Die Köpfe der dargestellten Personen sind jeweils mit einem Heiligenschein umgeben. In der linken oberen Bildecke sind die Buchstaben „IHS“ als im Mittelalter gerne verwendete Kurzform für Jesus zu erkennen; verbreitet ist auch die lateinische Lesart „Iesus Hominum Salvator“ („Jesus, der Retter der Menschen“).

Im Jahr 1886 gelangte diese Handschrift über eine Schenkung ins Stadtarchiv.


21. Dezember 2023

Stadtarchiv Rheinbach

Weihnachtskarten im Ersten Weltkrieg

Mit Beginn des Ersten Weltkriegs ist ein „nationales Zusammenrücken“ in der deutschen Bevölkerung deutlich erkennbar. Dies spiegelt sich auch oft auch in den Kleinigkeiten des Alltags wieder. Schaut man sich die Ansichtskarten dieser Zeit an, die zu Weihnachten verschickt wurden, fällt auf, dass die klassischen Themen des Bildprogramms wie Krippe, Winterlandschaft oder Engel weniger werden. Dagegen findet man nun häufig nationale Symbole wie zum Beispiel das Eiserne Kreuz am Adventszeig als Weihnachtsgrußmotiv abgebildet. Etwas subtiler gibt sich diese Karte, die eine winterlich gekleidete Dame mit einem Adventszeig zeigt. Der Bezug zum Ersten Weltkrieg ergibt sich aus den beiden Bändern, mit denen der Tannenzweig gebunden ist: Sie sind bedruckt mit den Farben der deutschen Reichsflagge und mit dem Schwarz-Gelb der österreichisch-ungarischen Flagge. Versendet wurde die Karte am 20.12.1916 „aus dem Felde“ nach Rheinbach-Niederdrees.


20. Dezember 2023

Propsteiarchiv Kempen

Jesus auf dem Dachboden

Ein Evangelistar ist ein liturgisches Buch mit ausgewählten Textabschnitten aus den vier Evangelien des neuen Testaments, die in der Messe an Sonn- und Feiertagen des Kirchenjahres gelesen wurden und ist zumeist reich bebildert.

Der Kölner Generalvikar und Rektor der Universität Köln Martin von Oed (ca. 1465 -1536) stiftete der Kirche seiner Heimatstadt Kempen u.a. ein 148-seitiges Evangelistar aus Pergament, das bis 1512 von mehreren Schreibern in Köln in der Werkstatt des Fraterherrenhauses St. Michael am Weidenbach entstand.

Mitte der 1970er Jahre wurde es als Dachbodenfund im Pfarrhaus der Kemper Marienpfarre durch den damals neuen Pfarrer Propst Dr. Josef Reuter wiederentdeckt.

Die Abbildung (Abb. 11 H 3, fol 7r) zeigt den Text des Evangeliums, der am Morgen des 25. Dezember vorgelesen wurde und ist illustriert mit Miniaturen zur Geburt Jesu. Es handelt sich bei der künstlerischen Ausgestaltung um Miniaturmalerei der Gent—Brügger Kunstrichtung. Somit ist die Handschrift nicht nur ein liturgisches Zeugnis, sondern auch ein wichtiger kunsthistorischer Schatz und kulturelle Kostbarkeit des Propsteiarchives Kempen.


19. Dezember 2023

Gemeindearchiv Morsbach

Politik in der Schulchronik

Nicht weniger als 27 Schulchroniken von 1872 bis 2002 in den Volksschulen Alzen, Oberellingen, Lichtenberg, Morsbach und Holpe zählen zu den herausragenden Schätzen des Gemeindearchivs Morsbach. Die Abbildung zeigt die Einträge in der Chronik der evangelischen Volkschule Holpe aus der Woche vor Weihnachten 1951. Herausragendes Ereignis war neben der Impfung gegen Scharlach und Diphterie und eines Tages der Berufsberatung die auch fotografisch dokumentierte Weihnachtsfeier mit Krippenspiel.

Dass die Einträge nicht immer so neutral gehalten waren und über die eigentliche Ortsgeschichte hinaus auch Einblicke in politische Überzeugungen geben, belegen die nur knapp 11 Jahre zuvor vorgenommene Einträge. 1939 sind zwei neue Hakenkreuzfahnen und eine H.J.-Fahne „gebührend eingeweiht“ worden. Es wird ausdrücklich festgehalten, dass S.A., B.d.M. und H.J. denjenigen, die zum Militärdienst eingezogen waren, bei der Kartoffelernte halfen. Im November zeigt sich der Verfasser über den erfolglosen Mordanschlag von Georg Elser „auf unseren geliebten Führer“, der in der „ganzen Welt Abscheu und Ekel erregt“ habe, schockiert. Er macht sich die Behauptung zu eigen, Elsner sei „zwar der ausführende Mordbandit“ gewesen, „der wahre Schuldige“ aber sei eindeutig beim Kriegsgegner England zu suchen.


18. Dezember 2023

Pfarrarchiv der Basilika St. Ludgerus in Essen-Werden

Ecce – Schau!

Einen Einblick in das religiöse Leben des Mittelalters gibt die Handschrift E des Propsteiarchivs St. Ludgerus in Essen-Werden.

Die Handschrift stammt aus dem Jahr 1522, ist auf Pergament geschrieben und umfasst 109 Blätter in einer Größe von 28 x 18,5 – 19 cm, und ist damit etwas kleiner als das heutig übliche Format DIN A4. Es handelt sich um ein „Antiphonarium Officii“, eine Handschrift, die die liturgischen Gesänge des Stundengebets beinhaltet und nach Tages-, Jahres und Festzeiten ordnet. Sie gibt damit Aufschluss über das tägliche geistige und musikalische Leben der Mönche der Benediktinerabtei Werden.

Die Handschrift wurde 1998 in der Werkstatt des ehem. Rheinischen Archiv- und Museumsamtes Brauweiler (heute: LVR-AFZ) restauriert und befindet sich nach wie vor im Archiv der Ludgerusgemeinde in Essen. Der Archivbestand der Abtei Werden ging nach der Säkularisation in staatlichen Besitz über, während das Archiv der Pfarrgemeinde bis heute besteht.

Die Abbildung zeigt die ausgeschmückte Initiale des Abendgebetes (Vesper) des ersten Adventssonntages als Wechselgesang (Responsorium) beginnend mit E(cce), lateinisch für „Siehe!“ oder „Schau!“.


17. Dezember 2023

Universitätsarchiv Bonn

Revolutionäres Weihnachtslied

Die Studentenrevolten der 1960er und 70er Jahre sind unweigerlich mit den Gedanken des Marxismus bzw. seiner geistigen Weiterentwicklung verbunden. Auch, wenn diese Revolte sich keineswegs als homogene Bewegung beschreiben lässt, vereinte sie der Antifaschismus, der Antikapitalismus und die antiautoritäre Einstellung. Dabei war das Flugblatt ein wichtiges Medium, um die studentischen Proteste nach Außen zu tragen. Das Schülerkollektiv Bonn rief mit dem hier abgebildeten Flugblatt „revolutionäre Weihnachtslieder“ vom 20. Dezember 1969 zum Kampf gegen den „Konsum-Terror zur Weihnachtszeit“ auf. An der Universität Bonn kam es – wie an vielen westdeutschen und auch internationalen Hochschulen – zu teils gewaltsamen Ausschreitungen des radikalen Teils der Studierenden. Der Bonner Rektor Schneemelcher bezeichnete die studentischen Ausschreitungen in seiner Rede vom 13. Februar 1968 als „Terror“. Die Studentenschaft hingegen sah ihre Demonstrationen als notwendiges Mittel, „demokratischen Widerstand“ gegen Faschismus und Kapitalismus zu leisten.


16. Dezember 2023

Stadtarchiv Voerde

Weihnachtskonzert im Kriegsgefangenenlager Friedrichsfeld

Im Jahr 1870/71 entstand das „Truppenlager Friedrichsfeld“. Bei einer Gesamtfläche von 25 Hektar wurden insgesamt 24 Mannschafts- und 25 Offiziersbaracken, ein Offizierskasino, ein Unteroffizierskasino- und ein Mannschaftsheim, 2 Küchen, 8 Ställe für je 90 Pferde, eine Reithalle sowie ein Arresthaus errichtet.

Während des ersten Weltkrieges diente das Truppenlager als kriegsgefangenen Lager für Soldaten aus verschiedenen Nationen. Bis zu 20.000 Menschen leben hier und in einigen Außenlagern bis zum Ende des Krieges. Es war eines der größten Lager seiner Zeit, seine Bedeutung wird dadurch unterstrichen, dass der Militärstandort zum ersten Mal einen „General“ als Kommandeur bekommt.

Diesem General Cederholm verdankt das Stadtarchiv Voerde einen umfangreichen Nachlass.

Zeitzeugen berichteten, dass General Cederholm für das Lager Friedrichsfeld ein Glücksgriff war. Neben seinen soldatischen Tugenden wurden seine Korrektheit und Unbestechlichkeit sowie seine menschliche Fürsorge immer wieder hervorgehoben. Unter seinem Kommando entstanden im Lager eine Druckerei, eine Theatergruppen, verschiedene Musikgruppen sowie eine Umschulungs- und Weiterbildungsangebot für verwundete und behinderte Soldaten


15. Dezember 2023

Stadtarchiv Langenfeld

Neuheiten unter dem Weihnachtsbaum

Zu Weihnachten 1938 machten seine Eltern dem damals 9-jährigen Hans-Georg Schatz eine ganz besondere Freude: Eine elektrische Eisenbahn! Bei dem von Märklin hergestellten Spielzeug handelte es sich um das erste seiner Art, das in Deutschland erhältlich war. Komplett mit Bahnhof, Tunnel und Signalen. Hans-Georg trägt hier ganz typisch für die Zeit Matrosenanzug und bei aller Idylle drängt sich der Gedanke auf, dass es das letzte friedliche Weihnachten für fünf Jahre sein wird.

Hans-Georg Schatz überließ diese und andere Aufnahmen noch zu Lebzeiten dem Stadtarchiv Langenfeld und verstarb leider im Januar 2019.


14. Dezember 2023

Stadtarchiv Aachen

Antrag auf einen Weihnachtsbaum

Was heute ein alljährlich gewohntes Bild ist, ist in Aachen 1928 auf Initiative des Warenhauses Tietz entstanden: Die Aufstellung eines Weihnachtsbaums auf dem Marktplatz in Aachen war eine Idee der Firmenleitung in Aachen in Person von Ernst Pintus.

Der Baum sollte, so entschied die städtische Bauverwaltung, auf dem Marktplatz aufgestellt werden. An dem Baum durfte keine Reklame angebracht werden. Zusätzlich beschied die Bauverwaltung: Der Baum „muß eine ausreichende Standsicherheit haben, die auch einem stärkeren Sturm Widerstand leisten kann. Er darf nicht feuergefährlich oder belästigend sein.“

Die Korrespondenz wurde in einer Bauakte zum Tietz-Gebäude überliefert. Sie zeigt, dass der Konzern sich aktiv am öffentlichen sozialen Leben der Stadt beteiligte; sicherlich war es auch betriebswirtschaftlich sinnvoll, mit einer solch neuen Attraktion möglichst viele Aachenerinnen und Aachener zum Standort des Warenhauses zu locken. Die städtische Baupolizei genehmigte die Aufstellung eines Baumes für den Zeitraum vom 12. bis 27. Dezember 1928. Alle Kosten trug das Unternehmen.


13. Dezember 2023

Stadtarchiv Straelen

Eine Puppenwiege als Zeitzeugnis

Vor einiger Zeit meldete sich telefonisch eine Dame aus Bocholt im Stadtarchiv Straelen. Sie erzählte, ihre Mutter, eine gebürtige Straelenerin vom Jahrgang 1927, sei verstorben und man sei dabei, ihren Nachlass zu verwalten. Darunter befinde sich eine Puppenwiege, mit der die Mutter und vor allem deren jüngere Schwester als Kinder gespielt hätten. Das Besondere daran sei aber, dass die Wiege ursprünglich einer jüdischen Familie aus der Nachbarschaft gehört habe. Die Mutter habe immer viel davon erzählt und man wolle nun das Spielzeug zurück nach Straelen geben.

Es stellte sich heraus, dass die ehemalige Besitzerin der Puppenwiege eine geborene Irmgard Holla war. Sie wohnte mit ihrer älteren Schwester Maria und der 1938 geborenen jüngsten Schwester Ursula, genannt Ulla, Ende der 1930er Jahre auf der Venloerstraße Nr. 30 in Straelen. Dort unterhielten die Eltern, Malermeister Hubert Holla und seine Frau Hubertine ein Malergeschäft. Im Haus mit der damaligen Adresse Venloerstraße Nr. 20 wohnte vorübergehend die Familie Mendel, nämlich die Eheleute Oskar und Sophia mit ihren Kindern Hans (Jahrgang 1912), Ilse (Jahrgang 1914) und Nesthäkchen Edith (Jahrgang 1921). Die Zählweise der Hausnummern hat sich im Laufe der Zeit verändert. Anfang der 1940er Jahre wohnte die Familie Mendel bereits in der Bahnstraße Nr. 9. In dieser Zeit waren die Töchter der Mendels auf jeden Fall schon zu groß, um mit Puppen zu spielen. Ich möchte mir vorstellen, dass die Puppenwiege darum an die ehemalige Nachbarsfamilie Holla weitergegeben wurde, zumal dort die dritte Tochter Ulla angekommen war. Vater Holla hat 1942 vielleicht zum vierten Geburtstag den Schriftzug mit dem Namen der Vorbesitzerin, möglicherweise ILSE, was auch aus vier Buchstaben besteht, übermalt und seine Jüngste dort verewigt.

Viel wahrscheinlicher ist aber leider, dass es einen anderen Grund für Familie Mendel gab, sich von dem Spielzeug zu trennen. Durch die schrecklichen Ereignisse während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Familie getrennt. Hans und Ilse flohen aus Angst vor Verfolgung 1938 nach Amerika; sie forderten die restliche Familie auf, ebenfalls zu emigrieren. Die Familie jedoch weigerte sich. Sie waren überzeugt, ihnen würde in Straelen nichts passieren. Oskar und Sophia Mendel wurden am 11.12.1942 ins Ghetto nach Riga-Salaspils deportiert und später für tot erklärt. Edith Mendel wurde zuletzt Steine schleppend am Bahnhof in Riga gesehen. 1943 wurde sie im Konzentrationslager Stutthof ermordet. Die Puppenwiege ist ein Zeitzeuge der Vorgänge im Dritten Reich in Straelen und sie hat den Weg zurück hierher gefunden.


12. Dezember 2023

Archiv Schloss Gracht

Aus dem Taschenkalender eines Adeligen

Gracht Weihnachtsabend

Vorbereitungen für Weihnachten

Ab[en]ds Bescherung. Familie im

Brückenzimmer (dort auch

Baum) Personal im Treppen

haus mit Kerzenbeleuchtung

alles recht hübsch u. […]voll.

Franziskus Graf Wolff Metternich (1893–1978) verkörperte durch seine Tätigkeit als Provinzial- und Landeskonservator im Rheinland von 1928 bis 1950 sowie als Beauftragter für den Kunstschutz in den besetzten Gebieten während des Zweiten Weltkrieges eine bedeutende Rolle im Diskurs um den Kulturgutschutz im 20. Jahrhundert.

Nebenbei schrieb Graf Wolff Metternich ein Tagebuch, somit sind seine Erlebnisse für die Nachwelt festgehalten. In der Quelle beschreibt er in einem Tagebucheintrag seine Eindrücke an Heiligabend.


11. Dezember 2023

Archiv Schloss Wissen

Schulden zur Weihnachtszeit

Herzog Rainald III. von Geldern bat am 20. Dezember 1347 Brun van Goch, für ihn eine Bürgschaft zu übernehmen: Bei Johan van Bomel hatte er nämlich 777 Schilling kleiner Pfennige geliehen, die zum Weihnachtsfest (kirsdaghe) des folgenden Jahres zurückzuzahlen waren. Hatte der Herzog sich also bei den Einkäufen fürs Weihnachtsfest übernommen? Oder – darauf könnte die „Schnapszahl“ der Schuldsumme hindeuten – waren die Vorbereitungen für die Silvesterfeier aus dem Ruder gelaufen?

Beides ist eher unwahrscheinlich, und dennoch könnten die Schulden durchaus etwas mit üppigen Feiern zu tun haben. Rainald hatte nämlich im selben Maria von Brabant geheiratet. Erst eine Woche zuvor, am 13. Dezember, hatte er der Stadt Arnheim Schadloshaltung dafür versprochen, dass sie den Ehevertrag mitbeschworen hatte, in dem es auch um die Leibzucht der Braut ging. Allerdings war der Herzog zu dieser Zeit auch an mehreren Kriegen beteiligt – Gründe für leere Kassen gab es also einige.


10. Dezember 2023

Archiv des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR)

Weihnachtsbitte aus dem Jahr 1925

In den Einrichtungen des Provinzialverbandes und den existierenden Vereinen für „Gehörlose“ versuchte man stets, den gehörlosen Menschen - und dies meint nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene - eine Freude zu Weihnachten zu organisieren; selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Die Überlieferung der „Gehörloseneinrichtungen“ im Archiv des LVR (ALVR) zeigt, was alles unternommen wurde, um das nötige Geld dafür aufzubringen. Es gibt ganze Akten über „die Weihnachtsbescherung der Zöglinge“ mit diversen Bitten zur Finanzierung an die Behörden. Eine solche „Weihnachtsbitte“ finden Sie auf der Abbildung.


9. Dezember 2023

Stadtarchiv Wermelskirchen

Eislaufen erlaubt!

Es ist Mittwoch, der 16. Januar 1980, 5 Grad unter Null.

Die Bauarbeiten für das neue Bürgerzentrum haben bereits letztes Jahr begonnen. Durch die Ansammlung von Regenwasser und die seit Tagen frostigen Temperaturen hat sich eine feste Eisschicht gebildet und die ersten Schlittschuhläufer*innen angelockt. Die Eisfläche erfreut sich zunehmender Beliebtheit, woraufhin sich die Stadtverwaltung entschlossen hat, diese für das Schlittschuhlaufen offiziell freizugeben.

Bürgerinnen und Bürger erinnern sich noch heute an die schönen Abende mit Glühwein und einem schönen Feierabend Hockey-Spiel unter Freunden.


8. Dezember 2023

Stadtarchiv Pulheim

„Ein frohes Fest aus Pulheim“

Im winterlichen Motiv erscheint die katholische Kirche der Gemeinde St. Kosmas und Damian aus Pulheim im Rhein-Erft-Kreis.

Die katholische Pfarrkirche in Pulheim blickt auf tausend Jahre Baugeschichte zurück. Aus einer kleinen turmlosen Saalkirche entstand in Mittelalter und früher Neuzeit eine dreischiffige Basilika mit einem reich gegliederten, sehr schönen spätromanischen Westturm aus dem 12./13. Jahrhundert.

1885 wurde diese historisch gewachsene Kirche durch einen großen Erweiterungsbau im neuromanischen Stil nach Plänen von August Lange und Franz Schmitz erheblich vergrößert. Der Chor wurde abgerissen und dem Langschiff ein breites Querhaus und ein neuer Chor mit Rundapsis vorgelagert, so dass der Grundriss die Form eines Kreuzes annahm, dessen Schnittpunkt als axial gestrecktes Achteck ausgebildet war, über dem sich eine mächtige Kuppel wölbte.

Der hallenartige, stützenlose Neubau, wurde nach Plänen Gottfried Kütters 1972-1974 der alten Kirche an ihrer Ostseite vorgelagert.


7. Dezember 2023

Misereor-Archiv Aachen

Weihnachtsgrüße aus aller Welt

Postkartenansichten wie diese, die Maria, Joseph und das Jesuskind in den Bildwelten außereuropäischer Kulturkreisen zeigen, sind für uns eine eher ungewöhnliche Ansicht. Dabei bieten diese einen spannenden Einblick abseits der westlich-anglophonen Weihnachtskultur und bilden dazu die weltweite Vernetzung des bischöflichen Hilfswerkes Misereor ab. 1958 gegründet von Joseph Kardinal Frings, steht Misereor bis heute unter anderem für den globalen Einsatz für Gerechtigkeit, Menschenwürde und Nächstenliebe. Themen, die zwar immer wichtig sind, aber gerade in der Weihnachtszeit eine besondere Rolle spielen.

Die Karten wurden im Zeitraum von 1967-90 aus Indien (Jayankondam), Südafrika (Kimberley), Bolivien (La Paz), Hong Kong, Taiwan (Kaohsiung & Taipeh) und Südkorea (Uijeongbu) an die Misereor-Geschäftsstelle in Aachen gesandt. Neben den Weihnachtswünschen danken die Postkartenschreiber*innen für die Zusammenarbeit in gemeinsamen Projekten.


6. Dezember 2023

Stadarchiv Bornheim

Nikolaus auf Rädern

Zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes auf der Bornheimer Königstraße erschien der Nikolaus 1991 in einem Cabriolet. Das Foto wurde von Lokalreporter Sepp Trümpener aufgenommen, dessen Nachlass im Stadtarchiv Bornheim verwahrt wird.


5. Dezember 2023

Stadtarchiv Kalkar

Umstrittene Zollfreiheiten für Kalkarer Bürger

Im ältesten erhaltenen Stadtrechtsprivileg von Kalkar aus dem Jahr 1347 wird den Bürgern an allen klevischen Zollstätten zu Wasser und zu Lande Zollfreiheit gewährt. Für die nächsten Jahrzehnte liegen verschiedene Quellen zu abgeänderten oder neuen Zollfreiheit vor, so auch die nebenstehende Urkunde vom 9. Dezember 1401. Hier bestätigt Graf Adolf II. von Kleve den Bürgern von Kalkar ihre Privilegien und verleiht ihnen Zollfreiheit zu Griethausen und Huissen. Dieses Privileg scheint jedoch in den darauffolgenden Jahren umstritten gewesen zu sein. In einer im Landesarchiv NRW (Abteilung Rheinland, Kleve-Mark, Akten AA 0058, Nr. 1062) liegenden Akte heißt es, dass diese Zollfreiheit aus Sicht des klevischen Hofes keine Wirkung gehabt habe. Man könne anhand verschiedener (Rechnungs-)Bücher nachweisen, dass die Kalkarer zwischen 1403 und 1430 in den beiden Städten Zoll entrichtet hätten. Eine neue umfassende Zollbefreiung wird erst wieder 1445/1449 erteilt.


4. Dezember 2023

Archiv Schloss Heltorf

Hexenverfolgung im Rheinland

Im Jahre 1631 wurde in der Herrschaft Erpel des Erzstifts Köln der schwerwiegende Vorwurf der Hexerei gegen Anna Katharina von Spee, geb. Nürberg, erhoben. Darauf erfolgte ihre Verhaftung durch das örtliche Gericht, und nach einem erzwungenen Geständnis wurde sie letztendlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dieses Ereignis stellt keinen Einzelfall dar, denn in der Frühen Neuzeit fielen insgesamt etwa 20.000 Menschen im Gebiet des heutigen Deutschland der Hexenverfolgung zum Opfer. Besonders stark betroffen waren die Kurfürstentümer Köln und Trier. Die Hexenforschung zeigt, dass Anschuldigungen oft auf lokalen Streitigkeiten beruhten. Selbst der Adel blieb hierbei nicht verschont.

Diese Quelle illustriert exemplarisch den Vorgang eines lokalen Hexenprozesses.


3. Dezember 2023

Stadtarchiv Düsseldorf

Weihnachten zu Hause

Diese Aufnahme stammt aus dem Fotonachlass des Malers Wilhelm Degode. Der 1862 in Oldenburg geborene und 1931 in Kaiserswerth – heute ein Stadtteil von Düsseldorf – gestorbene Künstler baute sich ein reichhaltiges Fotoarchiv auf, um möglichst variantenreiche Motivvorlagen für seine Werke zur Verfügung haben.

So beinhaltet der Nachlass ebenso gekaufte Vorlagen als auch selbst angefertigte Fotografien, darunter zahlreiche Motive aus Kaiserswerth, dem Wohnort der Familie Degode.

Auch seine Familie wurde zum häufigen Motiv des begeisterten Fotografen. Diese Aufnahme entstand Weihnachten 1894. Sie zeigt das Leben einer wohlsituierten bürgerlichen Familie zur Zeit des Wilhelminismus.

Der Fotonachlass Degode wird momentan im Stadtarchiv Düsseldorf erschlossen. Mit der Digitalisierung der Aufnahmen wurde das LVR Medienzentrum in Düsseldorf beauftragt.


2. Dezember 2023

Stadtarchiv Bad Honnef

Rommersdorf im Winter

Im Bestand des Stadtarchivs Bad Honnef befinden sich, neben dem amtlichen Archivgut, auch 54 Gemälde. Zwei davon stammen von dem Künstler Julius Bretz. Bretz, der 1870 in Wiesbaden geboren wurde, studierte zunächst an der Düsseldorfer Kunstakademie. Aufgrund scheinbar fehlenden Talentes wurde er jedoch vom Studium ausgeschlossen, woraufhin er kurzzeitig Privatunterricht bei dem Düsseldorfer Landschaftsmaler Helmut Liesegang (1858-1945) nimmt. Es folgen Aufenthalte in Den Haag, wo er mit dem Marinemaler Hendrik Willem Mesdag (1831-1915) zusammenarbeitet.

Nach seiner Rückkehr nach Düsseldorf 1902 stellt Bretz mit mehreren Künstlern zusammen in der Düsseldorfer Kunsthalle aus. Aus diesem Zusammenschluss gründet sich 1909 der sogenannte Sonderbund, der die Förderung künstlerischer Aktivitäten zum Ziel hat.

1921 erbt Julius Bretz ein Haus in Bad Honnef, wo er sich niederlässt und bis zu seinem Tod 1953 wohnt. Während des Zweiten Weltkrieges ist Bretz, zusammen mit seiner halbjüdischen Frau und Tochter, gezwungen bei Freunden unterzutauchen.

Das hier gezeigte Bild zeigt eine winterliche Ansicht eines Bauernhofes im heutigen Stadtteil Rommersdorf. Das undatierte Gemälde wird, dem Lebenslauf entsprechend, nach der Niederlassung in Bad Honnef, also nach 1921, entstanden sein. Eine Identifizierung des Hofes kann nicht zweifelsfrei erfolgen, allerdings scheint der Blick Richtung Norden ausgerichtet zu sein. Im Hintergrund ist eine flache Hügelkette mit Weinanbau zu erkennen. Diese landschaftliche Erhöhung säumt heute noch die Schaafhausenstraße in Rommersdorf auf dem Weg Richtung Annatal.


1. Dezember 2023

Stadtarchiv Hennef

Mit dem Esel ins Tal

Der Blankenberger Berg hatte im Winter seine Tücken. Die Steigung ist beträchtlich und für Pferd und Wagen bei Schnee und Eis nicht ohne Mühe zu bezwingen. Da wird der große Schlitten hervorgeholt und das Pferd bekommt Stollen als Hafthilfe in die Hufeisen geschraubt. Nicht jeder mag und kann sich diesen Aufwand leisten. Daher wird nach einer anderen Lösung gesucht und der Schlitten, sonst für den Transport der Eggen benutzt, für andere Lasten verwendet. Davor wird ein Esel gespannt, der sich als Leichtgewicht gut auf dem glatten Untergrund halten kann.

Auf dem Bild sieht man August Kurtenbach in den 1930er Jahren vor dem Grabenturm in Blankenberg.