Die französische Schriftstellerin Constance de Salm geb. de Théis (1767–1845) ist heute weitgehend in Vergessenheit geraten, auch wenn ihre Werke zu Lebzeiten weite Verbreitung und großes Ansehen genossen.
Die in Nantes geborene Constance de Théis hatte in ihrer Jugend eine exzellente Ausbildung erhalten. Ihre Heirat mit dem wohlhabenden Pariser Chirurgen Jean-Baptiste Pipilet im Jahr 1789 ermöglichte der jungen Dichterin den Zugang zu den Salons der französischen Hauptstadt Paris. Ihre Gedichte, Essays zu aktuellen politischen Fragen und den Frauenrechten sowie ihre Theaterstücke brachten ihr Mitgliedschaften in verschiedenen gelehrten und literarischen Gesellschaften ein. Constance de Salm gründete ihren eigenen Salon, der großen Zulauf von bekannten Literaten, Künstlern, Musikern, Wissenschaftlern, Militärs und Politikern sowie Journalisten erhielt. Nach ihrer Heirat mit dem rheinischen Adligen Fürst Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck 1803 verbrachte sie die Wintermonate in Paris und die Sommermonate auf Schloss Dyck.
Der direkte Austausch auf den geselligen Zusammenkünften im Pariser Salon wurde zu Zeiten des Dycker Aufenthalts durch Briefe weitergeführt. Die Korrespondenz der Constance de Salm bildet somit über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten einen "virtuellen Salon", in dem mit fast 150 Briefpartnern über Politik, Literatur, Gesellschaftsklatsch und das kulturelle Leben in Paris – und auch im Rheinland gesprochen wurde. Noch zu Lebzeiten hatte die um ihren Nachruhm besorgte Literatin ihre Korrespondenz nach wichtigen Persönlichkeiten sortieren und für die geplante Veröffentlichung ihrer "Correspondence général" exzerpieren und kopieren lassen. Allerdings wurde dieses Publikationsvorhaben nie realisiert.
Der Hauptteil der Korrespondenzen Constance de Salms ist heute im Archiv der "Société des amis du Vieux Toulon et de sa région" im südfranzösischen Toulon überliefert. In den Jahren 2010 bis 2013 hat das DHI Paris die inhaltliche Erschließung und Digitalisierung der hier verwahrten ca. 7000 Briefe finanziell gefördert. Unter der Leitung der Archivarin Florence de Peyronnet-Dryden wurden die Eckdaten der Korrespondenz (Datum, Absender, Empfänger) mit einer ersten inhaltlichen Auswertung von einem vierköpfigen Forscherinnenteam in dem an der Universität Trier entwickelten Forschungs- und Datenbanksystem FuD erfasst. Die Ergebnisse des Erschließungsprojekts sind seit Dezember 2013 über die Homepage des DHI in einer Datenbank öffentlich zugänglich.
Im Sommer 2013 konnte auf dem französischen Antiquariatsmarkt ein weiterer Teilnachlass der Constance de Salm für das Archiv Schloss Dyck erworben werden. Neben weiteren ca. 1000 Briefen enthält er sechs Kopienbücher aus der Reihe der "Correspondance général" sowie eine umfangreiche Sammlung von Kritiken der Werke Constance de Salms von der frühen Schaffensperiode bis zu ihrem Tod. Diese Unterlagen werden derzeit – ebenfalls mit finanzieller Förderung des DHI Paris – erschlossen und nach dem für 2015 vorgesehenen Abschluss des Projekts in der genannten Datenbank der Forschung zugänglich gemacht.