Aus der Zusammenarbeit der Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e.V. (VAR) und dem LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) mit verschiedenen rheinischen Universitäten – insbesondere mit Prof. Dr. Gudrun Gersmann, Lehrstuhl für die Geschichte der Frühen Neuzeit am Historischen Institut der Universität zu Köln im Rahmen des Forschungsprojektes „Gewinner und Verlierer – Der rheinische Adel in der Sattelzeit (1750–1850)“ – entstanden zwischen 2008 und 2016 zahlreiche Qualifikationsarbeiten. Quellengrundlage dieser Qualifikationsarbeiten sind ausgewählte Archivbestände in den Mitgliedsarchiven der VAR. Besonders gut bewertete Arbeiten – vereinzelt auch Seminararbeiten – werden seit 2017 in dieser Schriftenreihe publiziert, um die Inhalte nicht nur einem wissenschaftlichen Rezipientenkreis, sondern einem allgemein an der rheinischen Regional- und Adelsgeschichte interessierten Publikum zur Verfügung zu stellen.
Quellengrundlage ist das Archiv der Herren von Syberg auf Schloss Eicks. Den Herren von Syberg zu Wischlingen aus dem märkischen Adel gelang es, sich im Zusammenhang um die Erbfolge der Vereinigten Herzogtümer Jülich-Kleve-Berg im Fürstendienst des Hauses Pfalz-Neuburg ab 1606 erfolgreich zu etablieren. Es entstand eine persönliche Patronagebeziehung zwischen Herzog Wolfgang Wilhelm und Dietrich von Syberg, der zunehmend auch als Kapitalgeber für den Fürsten auftrat. In der Zeit einer zunehmenden Opposition der jülich-bergischen Landstände gegen Pfalz-Neuburg und den landfremden Adel – wie Syberg – erreichten die von Syberg die Zustimmung des Landesherrn zum Erwerb der jülichschen Unterherrschaft Eicks in der Voreifel. Damit war die Grundlage für eine weitere erfolgreiche Karriere im pfalz-neuburgischen Fürstendienst gelegt.
Magisterarbeit von Christine Schmitt, Universität zu Köln 2008 (PDF, 3,76 MB)
Quellengrundlage ist das Archiv der Grafen Beissel zu Gymnich auf Schloss Frens. Im Fokus der Magisterarbeit stehen zwei wichtige Grundprinzipien des Adels: der Fortbestand der Familie durch Kinderreichtum und der Ausbau der wirtschaftlichen Basis des Familienbesitzes, um eine standesgemäße adlige Lebensführung zu gewährleisten. Die Besitzsicherung und insbesondere der Besitzausbau erfolgten in der Regel durch Heiraten (möglichst von Erbtöchtern) und Erbfälle. Um eine Aufteilung des Besitzes zu verhindern, war die Einrichtung von Fideikommissen als auch die Versorgung der jüngeren Töchter und der nachgeborenen Söhne mit Stiftspräbenden notwendig. Aber auch die Übernahme von Hofämtern in der Hoffnung auf eine lukrative Karriere im Diensten des Landesherrn diente zu diesem Zweck. Im Fall der späteren Freiherren Raitz von Frentz gaben die mangelnden Aufstiegschancen am kurkölnischen Hof den Ausschlag, den Fokus auf das Hochstift Hildesheim zu verlegen. Im Zuge der Rekatholisierung des Hochstifts, die der Kölner Erzbischofs nach der Übertragung des Bistums 1629 forcierte, gelang der Familie hier eine erfolgreiche Ämterkarriere und die Belehnung mit Besitzungen ausgestorbener einheimischer Adelsfamilien.
Magisterarbeit von Elisabeth Schläwe, Universität zu Köln 2010 (PDF, 3,02 MB)
Quellengrundlage ist das Archiv der Grafen von Spee auf Schloss Heltorf bei Düsseldorf. Am Beispiel der Familie von Spee wird für den Zeitraum von 1662 bis 1839 und über fünf Generationen beispielhaft der erfolgreiche soziale Aufstieg einer rheinischen Niederadelsfamilie skizziert. Ausschlaggebend waren die Heiratspolitik, das familiäre Beziehungsnetzwerk, die Ausübung militärischer Ämter, Hof- und Regierungsämter für den bergischen Landesherrn. Dieser Aufstieg spiegelte sich in Standeserhöhungen und landesherrlichen Belehnungen wider. Wichtige Faktoren waren aber auch das erfolgreiche Wirtschaften in der eigenen Adelsherrschaft, welches die finanzielle Grundlage für die standesgemäße Repräsentation schuf: den adligen Lebensstil, die kostspieligen Kavalierstour des männlichen Erben, den aufwendigen Schlossbau oder die Anlage des englischen Landschaftsgartens.
Masterarbeit von Svenja Jongmanns, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf 2013 (PDF, 2,24 MB)
Quellengrundlage sind die Kongresspapiere des kurkölnischen Gesandten Caspar Joseph Biegeleben im Archiv Schloss Türnich und hier im Teilbestand „Archiv der Freiherren von Biegeleben“. Die Arbeit ist eine mikrohistorische Untersuchung der Kongresspapiere, die neben den Berichtskonzepten auch Korrespondenzen und weitere Dokumente, wie beispielsweise Berechnungen und Darstellungen des Besitzverlustes des Kurfürstentums Köln auf der nunmehr französischen linken Rheinseite enthalten. Konfessionelle und politische Spannungen beeinträchtigten die Möglichkeiten der Diplomatie auf dem Kongress, das Kurfürstentum Köln wurde letztlich zum Spielball der anderen Mächte degradiert. Andererseits geben die Quellen auch einen Einblick in die Lebenswelt und den Alltag eines Gesandten.
Magisterarbeit von Alexander Orthen, Universität zu Köln 2014 (PDF, 3,29 MB)
Die Erziehung des adligen Nachwuchses war im Ancien Regime auf die Vermittlung der eigenen Herkunft, Wahrung der Familientradition, Befähigung zur Ausübung eines landesherrlichen oder kirchlichen Amtes und Sicherung des familiären Erbes im Sinne der Erhaltung und Vermehrung des Familiengutes oder die Befähigung zur Führung eines adligen Haushaltes gerichtet. Dabei ist zwischen der weiblichen und männlichen Erziehung zu unterscheiden: Die Erziehung der Söhne als potentielle Stammherren stand im Mittelpunkt, die der Töchter war eher untergeordnet.
Im Zuge der Aufklärung wurde Bildung zum zentralen Thema. Die vorliegende Staatsarbeit geht der Frage nach, wie das Bild der adligen Mädchenerziehung beeinflusst wurde. Quellengrundlage hierzu ist der Aktenband, in dem Christian Franz Dietrich Freiherr von Fürstenberg in den 1740er Jahren seine Vorstellungen zur Erziehung seiner Töchter niederschrieb. Diese Quelle hat sich im rheinischen Archiv Schloss Stammheim erhalten.
Staatsarbeit von Nina Jansen, Universität zu Köln 2011 (PDF, 793 KB)
Das Adelsgeschlecht der Altgrafen zu Salm-Reifferscheidt-Dyck nahm innerhalb des rheinischen Adels wegen seines fürstenähnlichen Titels und den damit verbundenen Statusvorrechten, die ihm einen exklusiven Zugang zu den hochadligen Domstiften Köln und Straßburg sicherten, eine besondere Stellung ein. Die französische Besetzung der Rheinlande vernichtete diese Standesvorrechte des Ancien Regime, der rheinische Adel wurde in eine Existenzkrise gestürzt, die insbesondere für die Reichstände mit der Enteignung und dem Verlust der Besitzrechte einherging – nicht aber für Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck. Innerhalb der neuen Herrschaftsstrukturen gelang es ihm – dem jetzigen citoyen – mit großem Anpassungsvermögen, seine Besitzgrundlage zu sichern und als Basis für eine äußerst erfolgreiche Karriere in der napoleonischen Verwaltung zu nutzen.
Seminararbeit von Nikolaus Heinitz, Universität zu Köln 2014 (PDF, 375 KB)
Paris als die bedeutendste Metropole des frühneuzeitlichen Europas bildete lange Zeit den wichtigsten Fokus adeligen Reisens. Die Umbruchserfahrungen, denen der Adel während der Sattelzeit am Übergang zur Moderne ausgesetzt war, mussten jedoch auch sein Verhältnis zur Stadt an der Seine in Frage stellen und neu bestimmen. Anhand dreier Reisetagebücher aus Archiven rheinischer Adelsfamilien, zwei von 1804 (anlässlich der Kaiserkrönung Napoleons) und eines von 1812, untersucht die vorliegende Magisterarbeit, ob und wie sich die Paris-Wahrnehmung der Reisenden von den Positionen ihrer adeligen Reisevorgänger im Ancien Régime unterschieden und welche Deutungsmuster und Einstellung ihren Beobachtungen und Urteilen insgesamt zu Grunde lagen. Wähnten sich die adeligen Rheinländer im Paris des französischen Empire "zu Gast beim Feind" oder hatten sie nach wie vor Bewertungskategorien und Reisepraktiken des Ancien Régime verinnerlicht und beurteilten Paris eher nach ständischen als nach nationalen Kategorien?
Magisterarbeit von Ulrike Schmitz, Universität zu Köln 2014 (PDF, 3,5 MB)
Der rheinische Adelige Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck verlor nach der französischen Besetzung des Rheinlandes seinen Adelsstatus und wurde französischer Bürger. Unter napoleonischer Herrschaft gelang ihm jedoch der erneute Aufstieg in die Elite. Mit seiner Ernennung zum Comte d´Empire und mit der Erlaubnis ein Familienmajorat einrichten zu dürfen, wurde er nun Mitglied der von Kaiser Napoleon neu geschaffenen „Noblesse d´Empire“. Die vorliegende Magisterarbeit versucht anhand der Quellen aus dem Archiv Schloss Dyck und der Sekundärliteratur über die napoleonische Gesellschaftspolitik die Frage zu beantworten, wie es zu dieser Standeserhebung und dem Privileg der Majoratseinrichtung kam. War der Aufstieg von Salm-Dyck eine besondere Auszeichnung für ein hochrangiges Mitglied der französischen Ehrenlegion oder war sein Aufstieg keineswegs ungewöhnlich?
Magisterarbeit von Mara Keferstein, Universität zu Köln 2009 (PDF, 880 KB)
Als Edmund von Loë, den Napoleon 1804 zum Senator und Mitglied des Staatsrats in Paris und 1808 zum „comte de l’Empire“ ernannte, im Sommer 1805 von Schloss Wissen nach Paris umzog, ließ er seinen Sekretär Letihon ein Rechnungsbuch anlegen, in dem die Ausgaben zur Einrichtung seiner Wohnung und die Ausgaben seiner Lebenshaltungs- und Repräsentationskosten tage- und monatsweise bis Mai 1813 aufgelistet sind. In der vorliegenden Staatsarbeit wird dieses Rechnungsbuch als historische Quelle und Ego-Dokument im Hinblick auf die Konsumgewohnheiten eines rheinischen Adeligen untersucht. Im Fokus steht insbesondere der Monat August 1805. Da Edmund von Loë erst in diesem Monat nach Paris umgezogen war, fielen Ausgaben an, die nicht nur Lebensmittel und Vergnügungen betrafen, sondern auch alltägliche Gebrauchsgegenstände. In den Ausgaben wurden viele Grundnahrungsmittel, aber auch Kolonialwaren wie Tee, Kaffee und Zucker aufgelistet, die einen Einblick in die täglichen Essgewohnheiten geben und somit den Alltag eines rheinischen Adeligen im napoleonischen Paris veranschaulichen.
Staatsarbeit von Sabine Braun, Universität zu Köln 2015 (PDF, 1,5 MB)
Die vorliegende Staatsarbeit beschäftigt sich mit Johann Wilhelm von Mirbach-Harff (1784-1849) und der Rolle, die er bei der Gründung der Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels sowie der Diskussion um die Stellung der Ritterschaft in Preußen und der Rheinprovinz von 1816 bis 1837 übernahm. Dieser Abschnitt rheinischer Geschichte ist geprägt von den Bemühungen des niederen Adels, sich nach radikalen Umwälzungen der französischen Zeit in einer Gesellschaft zu behaupten, die er, obwohl er einen großen Teil seiner Privilegien einbüßte, dennoch für ein weiteres Jahrhundert bis 1918 stark prägte. Die Quellengrundlage dieser Staatsarbeit bilden zum einen die Urkunden, Denkschriften und Statuten der Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels im Archiv der Rheinischen Ritterschaft auf Schloss Ehreshoven sowie die Denkschriften und Entwürfe des Protagonisten im Gräflich Mirbach-Harffschen Archiv.
Staatsarbeit von Jan Küsters, Universität zu Köln 2012 (PDF, 709 KB)
Krankheit hat seit jeher den Alltag der Menschen, unabhängig von Alter und Geschlecht, geographischer oder sozialer Herkunft bestimmt. Aussagen zur Alters- und Mortalitätsstruktur der Bevölkerung machen die von Seiten der französischen Administration durchgeführten demographischen Bestandsaufnahmen im 1798 errichteten Roerdepartement. Auch für die preußische Zeit ab 1815 liegen systematische Sammlungen in Form sogenannter medizinischer Topographien vor. Die Angaben nehmen allerdings stets Bezug auf die Gesamtbevölkerung und lassen somit innergesellschaftliche Unterschiede weitgehend unberücksichtigt. Litten die unterschiedlichen sozialen Schichten auch an unterschiedlichen Krankheiten? Wie gestaltete sich der Zugang zu Therapien und den damit verbundenen Heilungschancen? Die vorliegende Staatsarbeit untersucht diese Fragen für ausgewählte Familien des rheinischen Adels. Für den Zeitraum zwischen 1780 und 1840 werden ärztliche Gutachten, Apothekerrechnungen sowie private Korrespondenzen und Sterbezettel aus Adelsarchiven auf ihren medizinhistorischen Gehalt untersucht.
Staatsarbeit von Annika Dötsch, Universität zu Köln 2008 (PDF, 987 KB)
Der vorliegenden Edition liegen zwei beschriebene Notizbücher aus dem Archiv Schloss Trips zugrunde, welche unter den Überschriften „Familien-Chronik über alte Schlösser und Spuk betreffend“ bzw. „Spuk-Geschichten“ diverse Erzählungen über Geister und Spuk enthalten. Alle in diesen Geschichten vorkommenden Personen und Orte sind real existent und historisch nachweisbar. Autorin dieser Spuk-Geschichten ist Carola von Eynatten, die vom 25. August 1876 bis zum 9. Januar 1971 lebte. Sie erzählt über ihre Vorfahren aus dem 19. Jahrhundert sowie deren Verwandte und Bekannte aus anderen Adelsfamilien. Die vorliegende Masterarbeit aus dem Studiengang Editions- und Dokumentwissenschaft führt die beiden inhaltlich zusammenhängenden Manuskripte in einer Edition zusammen: der Hauptteil dieser Edition ist in einen Lesetext mit Lesartenverzeichnis, Einzelstellenkommentar und Personenverzeichnis aufgeteilt.
Masterarbeit von Annika Hantke, Bergische Universität Wuppertal 2015 (PDF, 5,2 MB)
Während der niederrheinische Adlige Edmund Freiherr von Loë eine politische Karriere im napoleonischen Frankreich machte und seit 1805 einen Großteil des Jahres in Paris verbrachte, übernahm seine Frau Alexandrine die Verwaltung der Familiengüter vor Ort. Die Arbeit untersucht das Verhältnis der Eheleute zueinander und die im gemeinsamen Briefwechsel behandelten Themen und lotet dabei aus, welche faktischen Handlungsspielräume Alexandrine offenstanden. Quellengrundlage dieser Arbeit bilden ausgewählte Briefe aus dem Gräflich von Loëschen Archiv auf Schloss Wissen.
Bachelorarbeit von Lena Delbach, Universität zu Köln 2021 (PDF, 303 KB) (PDF, 302 KB)
Im Jahr 1233 entstand das Zisterzienserinnenkloster Marienborn in Burbach durch Teilung des Kölner Konvents Mariengarten. Durch vier Urkunden aus den Jahren 1233 und 1241, von denen eine im Archiv Schloss Gracht überliefert ist, ist die Entstehung vergleichsweise gut dokumentiert. In der vorliegenden Arbeit werden die Urkunden diplomatisch und inhaltlich untersucht. Besonderes Gewicht wird dabei auf die Rolle der Kölner Bürgerin Guderadis Gir gelegt, die an der Klostergründung maßgeblich beteiligt war.