Am 16. Februar 2016 wurde das neue Stadtarchiv Oberhausen von Oberbürgermeister Daniel Schranz, dem Ersten Beigeordneten und Kulturdezernenten Apostolos Tsalastras und Dr. Peter Weber, LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, feierlich eröffnet. An dem Festakt nahmen neben etwa 100 geladenen Gästen auch 90 Schülerinnen und Schüler der Luisenschule, der Falkensteinschule und der Brüder-Grimm-Schule sowie der städtischen Malschule teil. Begleitet von zwei Oberhausener Künstlern haben sie mit Unterstützung zahlreicher Spender einen bunten Mosaik-Fries als Fassadengestaltung geschaffen.
In seiner Eröffnungsrede blickte Dr. Weber auf die von provisorischer Unterbringung und häufigen Umzügen gekennzeichnete Geschichte des Stadtarchivs zurück und gab seiner großen Freude darüber Ausdruck, dass das Stadtarchiv, mit dem die Archivberatung des LVR seit Jahrzehnten eng kooperiert, nun eine modernen fachlichen Standards entsprechende, dauerhafte Bleibe gefunden habe. Das Stadtarchiv Oberhausen stehe damit nun in einer Reihe mit den beiden anderen Großstädten im rheinischen Teil des Ruhrgebiets, Mülheim/Ruhr und Essen, die ebenfalls in den letzten Jahren neue Archivgebäude erhalten haben. Weber sprach dabei von einem bedeutenden Fortschritt nicht nur für das Stadtarchiv, sondern insgesamt für den Kulturbetrieb der Stadt Oberhausen.
Die wechselvolle Geschichte des Stadtarchivs beginnt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nachdem die Großstadt Oberhausen 1929 durch Zusammenschluss der bis dahin selbstständigen Gemeinden Oberhausen, Osterfeld und Sterkrade gebildet worden war, wurde bald die Notwendigkeit der Einrichtung eines städtischen Archivs zur Sicherung der rechtlich wie historisch relevanten Unterlagen der Stadt und ihrer Vorgängerkommunen erkannt.
Am 1. Juni 1938 erfolgte deshalb die Einrichtung des Stadtarchivs, das zunächst in den Räumen des Alten Rathauses in der Schwartzstraße untergebracht war. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Bestände zum Teil auf die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz, zum Teil aber auch in die Zeche Oberhausen ausgelagert.
1948 zog das Stadtarchiv in Räume des Elsa-Brändström-Gymnasiums um – und wurde damit erstmals in einem städtischen Schulgebäude untergebracht. Wegen der wachsenden Schülerzahlen wurde das Stadtarchiv 1955 zunächst in die Moltkeschule verlegt, wo es neun Jahre blieb. 1964 zog es in den umgebauten ehemaligen Pferdestall in einen Seitenflügel des Schlosses Oberhausen um. Mit der Umgestaltung des Schlosses 1995 stand dann ein weiterer Umzug an: das Stadtarchiv wurde nach Sterkrade in die ehemalige Tackenbergschule in der Tackenbergstraße verlegt.
Da die Tackenbergschule nur sehr oberflächlich für den Archivbetrieb adaptiert worden war, bauliche Defizite aufwies und schließlich keinen Platz mehr für die Neuübernahme von Archivgut aus den städtischen Ämtern und Abteilungen bot, musste erneut ein anderes Quartier gesucht werden. Dieses wurde 2013 in der ehemaligen Hauptschule in der Eschenstraße im Stadtteil Lirich gefunden. Auf dem Schulhof wurde ein modernen konservatorischen Standards entsprechender Magazintrakt angebaut, dessen sachgerechte Einrichtung mit Rollregalsystemen im Rahmen der Regionalen Kulturförderung des Landschaftsverbandes Rheinland bezuschusst wurde. Die Büros der Mitarbeitenden und der Benutzerbereich sind im für die neue Nutzung adaptierten ehemaligen Schulgebäude untergebracht. Hier stehen nun erstmals auch – bislang nicht vorhandene – großzügige Räumlichkeiten für die Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit des Stadtarchivs zur Verfügung. Mit dem neuen Gebäude bekommt das Stadtarchiv endlich einen geeigneten, dauerhaften und zukunftsweisenden Standort, der der Rolle des Archivs als historisches Gedächtnis der Stadt Oberhausen Rechnung trägt. Mit dem Neubau wurde ein repräsentatives „Haus der Stadtgeschichte“ eingerichtet, das erst die Voraussetzungen für die künftig stärker in den Fokus zu rückende Öffentlichkeits- und Historische Bildungsarbeit schafft.
Konzeption, Planung und Umsetzung des neuen „Hauses der Geschichte“ sind das Ergebnis der Arbeit des langjährigen Stadtarchivars Dr. Otto Dickau. Er und sein Team haben den Umbau und den Umzug aus der Tackenbergstraße mit außergewöhnlichem Engagement begleitet und durchgeführt. Mit der Einweihung des Neubaus setzt der seit 1992 im Amt befindliche Dickau den Schlusspunkt seiner langen, erfolgreichen Karriere als Stadtarchivar. Er geht zum 1. März in den Ruhestand. Seine Nachfolge tritt der Historiker Dr. Magnus Dellwig an.