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Archive
im Rheinland

News vom 4. März 2016

Restaurierung der „Topographischen Charte des Regierung-Bezirks Düsseldorf“ (1837) aus dem Archiv im Rhein-Kreis Neuss im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum

Präsentation der restaurierten Karte anlässlich des 8. bundesweiten „Tags der Archive“ am 6. März im Archiv im Rhein-Kreis Neuss in Dormagen

Anlässlich des 8. bundesweiten „Tags der Archive“ am 6. März 2016, an dem sich auch die nichtstaatlichen Archive des Rheinlands rege beteiligen, zeigt das Archiv im Rhein-Kreis Neuss in Dormagen die Ausstellung „Von der Eisenbahn zur Autobahn – Verkehr im Rhein-Kreis Neuss (1850-1970)“. Anhand von historischen Karten, Grafiken, Fotografien und schriftlichen Zeugnissen werden die zentralen Entwicklungslinien vor allem des überörtlichen Eisenbahn-, Straßen- und Schiffsverkehrs auf dem Gebiet des heutigen Rhein-Kreis Neuss im 19. und 20. Jahrhundert dokumentiert. Das Thema der Ausstellung greift damit das Motto „Mobilität im Wandel“ des diesjährigen „Tags der Archive“ auf.

Ein zentrales Exponat ist die von dem Vermessungs-Conducteur und Typographen W. Werner angefertigte und in der Funckeschen Buchhandlung in Krefeld gedruckte „Topographische Charte des Regierung-Bezirks Düsseldorf“ aus dem Jahr 1837. Die Karte war bereits in vorarchivischer Zeit stark geschädigt. Ihre Restaurierung durch die Werkstatt für Papierrestaurierung im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) konnte rechtzeitig zum diesjährigen „Tag der Archive“ abgeschlossen werden, so dass die Karte nun erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wird.

Die Topographische Karte

Topographische Karten dienen zur genauen Abbildung der Geländeformen und anderer sichtbarer Details der Erdoberfläche. Darin erfasst werden auch Straßen, Bahnlinien, größere Gebäude sowie die Umrisse von Ortschaften, Grenzen, Wasser- oder Stromleitungen. Damit zeichnen topographische Karten, die einem einheitlichen Maßstab folgen und auf Vollständigkeit angelegt sind, ein detailliertes Bild der Infrastruktur eines Landes bzw. einer Region zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wegen ihrer Bedeutung für die Landesverteidigung gehörte die Erstellung, Herausgabe und laufende Aktualisierung eines flächendeckenden Systems topographischer Karten ursprünglich zu den klassischen Aufgaben des Militärs.

Auch wenn die Wurzeln der topographischen Kartographie in das 18. Jahrhundert zurückreichen, so war das 19. Jahrhundert die große Zeit der topographischen Landesaufnahmen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde erstmals – begonnen durch den preußischen Militärkartografen Daniel Gottlob Reymann (1759-1837) – ein Kartenwerk in einem einheitlichen Maßstab für ganz Europa publiziert. Die erste topographische Kartierung des Rheinlands erfolgte während der französischen Herrschaft durch Oberst Jean Joseph Tranchot (1752-1815), der ab 1801 als Leiter des „Bureau topographique de la carte des quatre Département réunis de la rive gauche du Rhin“ tätig war. Die topographische Landesaufnahme wurde dabei gezielt zur Kartierung potenzieller Kriegsschauplätze genutzt. Nach dem Ende der französischen Herrschaft (1814) wurden die Arbeiten von dem preußischen Geographen Friedrich Karl Ferdinand Freiherrn von Müffling (1775-1851) fortgeführt und 1828 schließlich vollendet. Das Kartenwerk von Tranchot/Müffling bot die Grundlage für die Erstellung weiterer topographischer Karten, die für das Rheinland im Lauf des 19. Jahrhunderts bis zur Preußischen Neuaufnahme (1877-1915) entstanden.

Vor diesem Hintergrund ist die im Archiv im Rhein-Kreis Neuss überlieferte „Topographische Charte des Regierung-Bezirks Düsseldorf“ zu betrachten. Die großformatige Karte (Höhe: 1,21 m, Breite: 1,26 m) wurde nach dem Druck zur besseren Handhabbarkeit in sechs Teile geschnitten, auf ein dünnes Baumwollgewebe aufgeklebt und gefaltet.

Die Restaurierung

Die Karte, die für den alltäglichen Gebrauch auch im Freien gefertigt wurde, zeigte intensive Gebrauchsspuren und Schäden. Die gesamte Kartenoberfläche wies starke Verschmutzungen sowie Vergilbungen bzw. Verbräunungen auf. Ein älterer Wasserschaden hatte zu Wasserändern und teilweisem Schimmelbefall sowie – dadurch bedingt – zum Abbau der Papiersubstanz geführt. Insbesondere an den Rändern hatte sich die Verklebung der Karte mit dem Untergrund gelöst; zudem waren starke mechanische Schäden wie Risse, Fehlstellen oder eine aufgespaltene Papieroberfläche erkennbar.

Aufgrund dieses Schadensbildes war eine Benutzung der wertvollen Karte nicht mehr möglich. Um sie wieder im Lesesaal vorlegen und präsentieren zu können, wurden in der Werkstatt für Papierrestaurierung des LVR-AFZ aufwändige Restaurierungsarbeiten durchgeführt: Die Karte wurde zunächst einer Trockenreinigung unterzogen; die Wasserränder wurden entfernt, die Fehlstellen ergänzt und kaschiert. Außerdem wurde die Karte geglättet, auf eine säurefreie Pappe montiert und in eine eigens dafür angefertigte Mappe sachgerecht verpackt, um sie künftig vor Beschädigung zu schützen.