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Archive
im Rheinland

News vom 06. Mai 2016

„Gerettet. Graf Wolff Metternich und die Mona Lisa. Deutscher Kunstschutz 1940 bis 1942“

Vortrag am 27.4.2016 lockte zahlreiche Interessierte nach Brauweiler

Etwa einhundert Zuhörerinnen und Zuhörer waren anwesend beim Abendvortrag am 27. April 2016, zu dem das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) nach Brauweiler eingeladen hatte. Referentin war Dr. des. Henrike Bolte M. A., wissenschaftliche Volontärin im LVR-AFZ. Nach dem Studium der mittelalterlichen Geschichte und Promotion an der Freien Universität Berlin begann sie im Herbst 2013 ihr dreijähriges wissenschaftliches Volontariat im LVR-AFZ, das mit einem berufsbegleitenden Master-Studium der Archivwissenschaften an der FH Potsdam verbunden ist.

Ihr erstes Projekt im Rahmen ihrer Archivausbildung war die Ordnung und Verzeichnung eines wahren Archivschatzes. Der Nachlass des bekannten Bonner Kunsthistorikers Franziskus Graf Wolff Metternich (1893–1978) war 2013 als Depositum an die Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e. V. (VAR) übergeben worden. Im Rahmen der Adelsarchivpflege werden die derzeit 51 in den VAR zusammengeschlossenen Adelsarchive vom LVR-AFZ fachlich betreut.

Nach der Erschließung wird der Nachlass Franziskus Wolff Metternich als Teil des Archivs Schloss Gracht der Familie Wolff Metternich im Archivdepot der VAR auf Schloss Ehreshoven, dem Sitz der Rheinischen Ritterschaft bei Engelskirchen im Bergischen Land, verwahrt. Der Nachlass birgt die vielleicht umfangreichste Sammlung von Unterlagen zum militärischen Kunstschutz im Zweiten Weltkrieg. Wolff Metternich war als Provinzialkonservator der Rheinprovinz Leiter der Denkmalbehörde des Provinzialverbands Rheinland, als er 1940 zum „Beauftragten für Kunstschutz beim Oberkommando des Heeres“ ernannt wurde. In dieser Funktion sollte er im Zweiten Weltkrieg in allen besetzten Ländern die historisch bedeutenden Denkmäler und Gebäude sowie auch die mobilen Kunstwerke sichern. Gewissenhaft sorgte er auf Grundlage der Haager Landkriegsordnung von 1907 dafür, dass die von den Franzosen geborgenen staatlichen Kulturgüter in ihren sicheren Bergungsorten verblieben und hunderte Schlösser vor Truppenbelegung und Zerstörung bewahrt wurden. Da er als zu frankophil galt und sich Görings Kunstraubzügen entgegen stellte, wurde er 1942 beurlaubt und 1943 entlassen. Seit Beginn der Aufarbeitung des Kunstschutzes beklagt die Forschung den Verlust eines Großteils der Verwaltungsunterlagen.

Deshalb stellt der Nachlass von Franziskus Wolff Metternich eine einmalige Überlieferung dar, die nach der Erschließung der Öffentlichkeit zur Verfügung steht. Der Vortrag beleuchtete Wolff Metternichs Biographie, die Aufgaben des Kunstschutzes und die Verantwortung für die staatlichen Kunstwerke im besetzten Frankreich. Exemplarisch betrachtet wurde dabei das Schicksal der Mona Lisa von Leonardo da Vinci und verfolgte deren Weg durch die verschiedenen Depots. Ein Ausblick befasste sich mit heutigen Maßnahmen zum Kulturgutschutz.