Vortrag vom 26.Oktober 2016
Frank Sparing M.A., Historiker
Mittwoch, 26. Oktober 2016, 18 Uhr
Archiv des LVR
Auf der Insel (Zufahrt über Von-Werth-Str.)
50259 Pulheim-Brauweiler
Am Beispiel der Rheinischen Provinzial-Heil- und Pflegeanstalten geht Frank Sparing in seinem Vortrag der Frage nach, inwieweit die bereits vor 1933 eingeleitete Verminderung der Pflegeaufwendungen für psychisch Kranke und der daran anknüpfende gesundheitspolitische Paradigmenwechsel der Nationalsozialisten die Voraussetzungen dafür bildete, dass die Maßnahmen sich schließlich zum Krankenmord radikalisierten.
Mit Hilfe von "erbbiologischer Bestandsaufnahme" und Zwangssterilisation wurden Kranke und Pflegebedürftige bereits nach "rassenhygienischen" Gesichtspunkten in förderungswürdige und -unwürdige Patienten unterteilt. Durch den Krieg wurde dann eine Situation herbeigeführt, die letzte Hemmnisse hinsichtlich der Tötung psychisch kranker Menschen im Rahmen der verschiedenen "Euthanasie"-Aktionen beseitigte.
Der Vortrag ist ein weiterer Baustein im Kontext der Aufarbeitung der Geschichte des Provinzialverbandes. Eine Studie zur Geschichte der Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen in Einrichtungen des LVR seit 1945, an der Frank Sparing beteiligt ist, wird 2017 erscheinen.
Frank Sparing studierte Geschichte und Romanistik in Düsseldorf. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Sozial- und Medizingeschichte des Nationalsozialismus sowie der Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens.
Eine Veranstaltung des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums in der Reihe "Mittwochs im Archiv"