Am ersten Mai 2017 haben in der Reprografie des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (AFZ) in Pulheim-Brauweiler die Scanarbeiten zur Digitalisierung historischer Zeitungen aus rheinischen Archiven sowie der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln begonnen. Im Rahmen eines vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport (MFKJKS) geförderten Projekts wird unter Beteiligung der Landesbibliotheken in Bonn und Münster, des Hochschulbibliothekszentrums (hbz), des Instituts für Zeitungsforschung Dortmund, des LVR-AFZ sowie Vertreterinnen und Vertretern des kommunalen Archivwesens die Infrastruktur für eine kooperative Digitalisierung und Bearbeitung historischer Zeitungen aufgebaut. Diese sollen im Sinne einer nutzerfreundlichen Präsentation auf einer gemeinsamen Plattform mit differenzierten Such- und Ansichtsmöglichkeiten kostenfrei und bequem nutzbar vorgehalten werden.
Historische Zeitungen sind nicht nur wichtige Quellen zur Regional- und Ortsgeschichte, sie haben als wertvolle Ergänzung zur amtlichen Überlieferung einen hohen kulturhistorischen Wert. Allerdings sind sie in der Regel auf viele Einrichtungen verteilt, nur unvollständig nachgewiesen und damit schwer zugänglich. Gleichzeitig sind die Druckausgaben aus Papier von minderwertiger Qualität stark von Papierzerfall bedroht und weisen aufgrund der hohen Benutzungsfrequenz häufig mechanische Schäden auf. Während der letzten Jahrzehnte wurden mittlerweile etliche Zeitungen aus Archiven mikroverfilmt. In den Handlungsempfehlungen der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) wird daher die zentrale Bedeutung der Zeitungen als Quellengattung hervorgehoben.
Verfahren zur Digitalisierung historischer Zeitungen mit überregionaler Bedeutung wurden bereits in einem Pilotprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in den Jahren 2013-2015 erprobt und die dafür nötigen Standards in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) und dem DFG-Viewer implementiert. Um eine Förderung der vielen lokalen und regionalen Zeitungsunternehmen anzustoßen, hat die Universitäts- und Landesbibliothek Bonn im Jahr 2015 in enger Abstimmung mit dem LVR-AFZ das Konzept für ein Landesprogramm zur Zeitungsdigitalisierung in NRW initiiert. Grundlage dafür sind das bestehende Zeitungsportal der ULB sowie eine Umfrage zur Bedarfsermittlung und Bestandserhebung unter Archiven im Rheinland und in Westfalen. Diese fiel bei guter Rücklaufquote überwiegend positiv aus. Aus dem Rheinland wurden für den Erscheinungszeitraum 1801 bis 1933/1945 davon bislang 63 Zeitungstitel im Umfang von 3512 Filmrollen erfasst und an die DFG und die ZDB gemeldet. Damit sind der Nachweis digitaler Sekundärformen im zentralen Verbundkatalog der ZDB für Periodika gewährleistet und nicht wenige Zeitungstitel erstmals aufgenommen.
Im Projektzeitraum 2017 bis 2019 werden zunächst Mikrofilme eines repräsentativen Querschnitts regionaler historischer Zeitungen digitalisiert und auf dem zentralen Portal zur Verfügung gestellt. Neben der USB Köln beteiligen sich aus dem Rheinland im ersten Projektjahr die Stadtarchive Haan, Hilden und Velbert, im zweiten voraussichtlich die Stadtarchive Kempen, Waldbröl und Aachen. Perspektivisch angestrebt ist für die Weiterführung des Projekts auch die Digitalisierung der Druckausgaben sowie die Durchführung einer OCR-Erkennung für die Volltextsuche. Schließlich soll damit die Möglichkeit einer Langzeitarchivierung im Digitalen Archiv NRW und die Präsentation der digitalisierten Zeitungen im DA NRW Portal eröffnet werden.