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Archive
im Rheinland

In den Ruhestand verabschiedet

Dr. Arie Nabrings, Leiter des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (LVR-AFZ), wurde am 14. Dezember 2017 in den Ruhestand verabschiedet.

Mit einem großen Festakt in der Abtei Brauweiler, zu dem etwa 150 geladene Gäste erschienen waren, wurde Dr. Arie Nabrings, seit 2007 Leiter des LVR-AFZ am 14. Dezember 2017 in den Ruhestand verabschiedet. Nabrings war insgesamt 15 Jahre lang beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) beschäftigt.

Der gebürtige Dortmunder Arie Nabrings studierte ab 1974 zunächst an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster die Fächer Evangelische Theologie, Philosophie und Geschichte auf Lehramt. Anschließend war er fünf Jahre lang als wissenschaftliche Hilfskraft an den Universitäten Bielefeld und Münster tätig. In Münster promovierte er bei Karl Georg Faber mit einer Dissertation über die Kirchenpolitik des Rechtsphilosophen, Juristen und Politikers Friedrich Julius Stahl (1802–1861).

Danach entschied sich Arie Nabrings für die Laufbahn des höheren Archivdienstes und absolvierte ein Archivreferendariat im Land Nordrein-Westfalen. Nach Abschluss dieser Ausbildung war er von Mitte 1985 bis 2002 in verschiedenen Funktionen bei der Stadt Viersen tätig, von 1985 bis 1992 zunächst als Stadtarchivar, seit 1992 als Fachbereichsleiter Schule, Kultur und Sport. Während seiner Viersener Zeit trat Nabrings als Verfasser diverser stadthistorischer Publikationen hervor. So war er der Bearbeiter von zwei Bänden des Rheinischen Städteatlas zu Brüggen (1994) und Neersen (1998) und veröffentlichte darüber hinaus auch eine Vielzahl weiterer Werke, z. B. über die Heilige Irmgardis von Süchteln, die Kriegerdenkmäler des Ersten Weltkriegs oder die geldrische Mispel im Viersener Stadtwappen. Ein heute wieder aktuell gewordenes Thema griff er 2001 mit einer historisch-philosophischen Betrachtung zum Begriff Heimat auf.

Im Jahr 2003 wechselte Arie Nabrings zum LVR, wo er zunächst im LVR-Kulturdezernat das Amt des Fachbereichsleiters Kultur bekleidete. Zum 1. Mai 2007 wurde er Leiter des damaligen Rheinischen Archiv- und Museumsamtes (seit 2008 LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum). In dieser Position gelang es ihm, während seiner zehnjährigen Amtszeit die Dienststelle nach innen wie nach außen neu zu positionieren und damit zukunftsfähig zu machen. Dabei plädierte Nabrings stets für eine breite, mehrdimensionale Sicht auf das Archivwesen, die das Profil der Dienststelle in den letzten Jahren entscheidend geprägt hat.

Als Leiter des Arbeitskreises Fachliches im Digitalen Archiv NRW (DA NRW) hat sich Arie Nabrings stark engagiert für die Implementierung einer technischen Lösung zur elektronischen Langzeitarchivierung in Kooperation zwischen Land und Kommunen – und damit für eine zukunftsweisende Querschnittsaufgabe in der Verwaltung, die Überlieferungsbildung elektronischer Unterlagen. Daneben ist er mit eigenen archivfachlichen sowie historischen Vorträgen und Publikationen hervorgetreten. Exemplarisch sei hier nur der 2015 erschienene Tagungsband „Reformation und Politik – Bruchstellen deutscher Geschichte im Blick des Protestantismus“ erwähnt.

Vor dem Hintergrund der archivgeschichtlichen Entwicklung der letzten 200 Jahre begreift Nabrings die Archive heute ihrem Wesen nach allerdings vor allem als Kultureinrichtungen, die einen bedeutenden Teil der kulturellen Infrastruktur einer Region ausmachen und auch der Kulturvermittlung dienen. Dementsprechend hat er sich stets für die Stärkung der öffentlichen Wahrnehmung der Archive – und damit für eine aktive archivische Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit – eingesetzt und mit dieser Leitlinie die Arbeit des LVR-AFZ in den vergangenen zehn Jahren bestimmt. Unter seiner Leitung wurde die öffentliche Präsenz der Dienststelle innerhalb wie außerhalb der Fachwelt deutlich sichtbar gestärkt und weiterentwickelt. Dem Bedürfnis nach lebenslangem Lernen auch im Archivbereich Rechnung tragend, hat Nabrings den Schwerpunkt des Fortbildungszentrums auf archivfachliche Themen gelegt, die inzwischen Teilnehmende nicht nur aus dem Rheinland, sondern aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland anziehen. Beispiele für eine gelungene Öffentlichkeitsarbeit bieten etwa in der Archivberatung die pressewirksame Verteilung von Notfallboxen (2011 bis 2013) sowie von Hygiene-Sets (seit 2015) an rheinische Kommunalarchive oder die 2013 begonnene Vortragsreihe „Mittwochs im Archiv“ im Archiv des LVR, die verschiedene historische Themen mit Bezug zum LVR-AFZ in den Blick nimmt und inzwischen ein Stammpublikum gefunden hat. In seine Amtszeit fällt auch die Einrichtung der Gedenkstätte Brauweiler, die seit 2008 über die nationalsozialistische Vergangenheit der ehemaligen Arbeitsanstalt Brauweiler informiert.

Als Mitglied im Unterausschuss „Aus- und Fortbildung“ der Bundeskonferenz der Kommunalarchive (BKK) beim Deutschen Städtetag hat sich Arie Nabrings für eine zeitgemäße archivische Fachausbildung eingesetzt, welche auch die Erfordernisse der nichtstaatlichen Archive, insbesondere der Kommunalarchive, berücksichtigt. Das seit 2013 ausgebaute und profilierte Engagement des LVR-AFZ auf diesem Feld trägt wesentlich zur Professionalisierung der nichtstaatlichen archivischen Infrastruktur bei, die es als Teil der reichhaltigen Kulturlandschaft des Rheinlandes auch in Zukunft zu erhalten und zu fördern gilt.

Ein besonderer Erfolg ist die Beteiligung des LVR-AFZ an der verwaltungsinternen Ausbildung des gehobenen Archivdienstes, die 2016 mit der Novellierung der „Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für die Laufbahn des gehobenen Archivdienstes im Lande Nordrhein-Westfalen“ erstmals auch für die Landschaftsverbände geöffnet wurde und seitdem in Kooperation mit dem Landesarchiv NRW und dem LWL-Archivamt für Westfalen durchgeführt wird. Dabei bietet der LVR gegen Kostenerstattung auch die Auftragsausbildung für Kommunen an. 2016 wurden erstmals zwei Archivanwärterinnen und -anwärter – davon einer für die Stadt Solingen – beim LVR eingestellt. Für 2018 ist die Ausbildung von vier Archivanwärterinnen und -anwärtern geplant, von denen drei für die Stadt Köln und eine/r für die Stadt Duisburg ausgebildet werden. Durch die Beteiligung der Landschaftsverbände an der Ausbildung konnte die Zahl der in NRW ausgebildeten Anwärterinnen und Anwärter bereits im ersten Jahrgang verdoppelt werden.

Mit Blick auf die Zukunft sei hier schließlich noch der 2017 begonnene Ausbau des LVR-Kultur- und Dienstleistungszentrums Abtei Brauweiler erwähnt, der das kulturelle Profil der Dienststelle insgesamt weiter stärken und die Arbeit im LVR-AFZ in den nächsten Jahren begleiten wird.