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im Rheinland

News vom 16. Februar 2018

Neuerscheinungen in der Reihe „Rheinische Adelsgeschichte digital“

Zwei Beiträge von Nina Jansen zur weiblichen Adelserziehung im 18. Jahrhundert und von Nikolaus Heinitz zur Biographie des Fürsten Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck (1773-1861) veröffentlicht

Die im Frühjahr 2017 begründete digitale Schriftenreihe der Vereinigten Adelsarchive e. V. (VAR) „Rheinische Adelsgeschichte digital – Wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten“ bietet die Möglichkeit zur Veröffentlichung von wissenschaftlichen Qualifikationsarbeitenzur Geschichte des rheinischen Adels, die aus der Zusammenarbeit des LVR-Archivberatungs und Fortbildungszentrums (LVR-AFZ) mit verschiedenen rheinischen Universitäten entstanden sind. Quellengrundlage dieser Arbeiten, die in der Regel nicht publiziert werden, aber häufig neue Erkenntnisse zur regionalen Adelsgeschichte bieten, sind ausgewählte Archivbestände in den Mitgliedsarchiven der VAR. Um besonders gut bewerteten Arbeiten eine Plattform zu bieten, werden diese in Form von pdf-Dokumenten auf der Homepage des LVR-AFZ publiziert. Als elektronische Publikationen sind alle Beiträge der Reihe „Rheinische Adelsgeschichte digital“ auch über den OPAC des LVR und andere Verbundkataloge recherchierbar.

Mit den Bänden 5 und 6 der „Rheinischen Adelsgeschichte digital“ sind nun zwei weitere Arbeiten erschienen. Sie ergänzen die vier bislang publizierten Bände, indem sie weitere Aspekte adligen Lebens und adliger Herrschaft im Alten Reich und während der sich anschließenden französischen Besetzung der Rheinlande thematisieren.


In Band 5 liefert Nina Jansen mit ihrer als Staatsarbeit an der Universität zu Köln verfassten Studie „Christian Franz Dietrich von Fürstenberg (1689-1755): Instructionum mehrentheils die Töchter betreffend – Ein Beispiel der weiblichen Adelserziehung im 18. Jahrhundert“ einen Beitrag zur Bildungsgeschichte des rheinischen Adels. Dabei nimmt sie dezidiert die Erziehung und (Aus)Bildung adliger Töchter in den Blick. Im Ancien Régime war die Erziehung des adligen Nachwuchses auf die Vermittlung der eigenen Herkunft, die Wahrung der Familientradition, die Befähigung zur Ausübung eines landesherrlichen oder kirchlichen Amtes und die Sicherung des familiären Erbes im Sinne der Erhaltung und Vermehrung des Familiengutes oder der Befähigung zur Führung eines adligen Haushaltes ausgerichtet. Dabei stand v. a. die Erziehung der Söhne im Mittelpunkt. Dies änderte sich im 18. Jahrhundert unter dem Einfluss der Aufklärung. Bildung wurde allmählich zum zentralen Thema und auch der Erziehung der Töchter wurde zunehmend eine größere Bedeutung beigemessen. Am Beispiel des rheinischen Adligen Christian Franz Dietrich Freiherrn von Fürstenberg, der in den 1740er-Jahren seine Vorstellungen von der Erziehung seiner Töchter niederschrieb, wird untersucht, wie aufklärerische Bildungsideale sich auf die Erziehung des weiblichen adligen Nachwuchses auswirkten. Die von Jansen ausgewerteten Quellen sind im Adelsarchiv Schloss Stammheim überliefert, das sich bis heute im Besitz der Familie von Fürstenberg befindet.

Band 6 „Das Leben und Handeln des Adeligen Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck während der franzöischen Herrschaft am Rhein“ wurde von Nikolaus Heinitz ursprünglich als Seminararbeit an der Universität Köln eingereicht. Mit seinem Protagonisten Fürst Joseph von Salm-Reifferscheidt-Dyck (1773-1861) konzentriert sich Heinitz auf den im 19. Jahrhundert wohl profiliertesten Vertreter des Geschlechts der Altgrafen zu Salm-Reifferscheidt-Dyck, die aufgrund ihres reichsunmittelbaren, fürstenähnlichen Status und der damit verbundenen Standesvorrechte eine herausgehobene Stellung innerhalb des rheinischen Adels einnahmen. Die Besetzung der Rheinlande durch die französische Revolutionsarmee vernichtete die Privilegien des Adels, der dadurch in eine Existenzkrise geriet. Dabei waren insbesondere die ehemaligen Reichsstände von der Enteignung und dem Verlust aller traditionellen Besitz- und Herrschaftsrechte betroffen. Fürst Joseph Salm-Reifferscheidt-Dyck bildet hier allerdings eine Ausnahme; er steht exemplarisch für die Resilienz adliger Eliten. Mit großem Anpasungsvermögen gelang es ihm, seinen Besitz auch innerhalb der neuen Herrschaftsstrukturen weitgehend zu sichern und als Basis für eine äußerst erfolgreiche Karriere in der napoleonischen Verwaltung zu nutzen. Für die Arbeit wurde der im Adelsarchiv Schloss Dyck (heute im Besitz der Reichsgrafen Wolff-Metternich) befindliche Nachlass des Fürsten Joseph benutzt.