Feierliche Eröffnung des neuen Archivbaus in St. Paul. Foto: Copyright Bistum Aachen, Andreas Steindl
Am 5. September 2018 wurde das Bischöfliche Diözesanarchiv Aachen nach seinem Umzug in die ehemalige Kirche St. Paul in der Jakobstraße 42 mit einem Festakt eröffnet. In seiner Eröffnungsrede gab Bischof Dr. Helmut Dieser seiner großen Freude über den neuen Archivstandort Ausdruck. Dieser gewährleiste nun die Zukunftsfähigkeit des Diözesanarchivs und verbinde denkmalgeschützte Architektur mit moderner Nutzung nach archivfachlichen Standards zugleich ansprechend wie sachgerecht. Auch die Archivleiterin Dr. Beate Sophie Fleck freute sich über den Lohn der aufwändigen Planung und umfangreichen Vorarbeiten. Bereits Ende Juni und somit knapp vier Wochen nach dem Umzug war bereits der neue Lesesaal für Besucher geöffnet worden. Ebenfalls in den neuen Magazinen untergebracht sind die Bestände des Domarchivs, welche von der Domarchivarin Eva Huertgen betreut werden.
Das 1934 gegründete Diözesanarchiv Aachen war zuvor im Generalvikariat am Klosterplatz untergebracht. Die Archivmagazine befanden sich hier im Kellergeschoss. Mit der notwendig gewordenen Sanierung des Gebäudes musste eine andere Lösung zur Unterbringung der Überlieferung des Bistums Aachen gefunden werden. Dieses bot kaum noch Platzreserven für die zwei Kilometer Archivgut, die wachsenden Neuzugänge und die Bestände des eigenständigen Domarchivs. Dieses befindet sich im Besitz des Domkapitels und umfasst das Stifts- und Propsteiarchiv sowie das Archiv des Domkapitels mit Dokumenten aus der Geschichte der Aachener Marienkirche, u.a. der Domschatzkammer und Dombauleitung.
Als neuer Archivstandort wurde die profanierte Kirche des im Jahr 1802 säkularisierten Dominikanerklosters St. Paul in der Jakobstraße gewählt. Das neue Archivlokal befindet sich somit wie zuvor in der Aachener Innenstadt in unmittelbarer Nähe zum Generalvikariat und zum Dom. Die spätgotische Hallenkirche war zunächst durch den großen Stadtbrand im Jahr 1656 schwer beschädigt und erst mit Fertigstellung des Rosenkranzportals 1705 vollendet worden. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1943 erfolge der Wiederaufbau in den Jahren 1951 bis 1955.
Um den funktionalen und konservatorischen Anforderungen an die Aufbewahrung, Bearbeitung und Nutzung von Archivgut zu entsprechen, musste die ehemalige Kirche baulich für Archivzwecke adaptiert werden. Während des Umbaus war das Archivgut des Bistums Aachen zwischenzeitlich in den ehemaligen Gebäuden des Landesarchivs NRW in Düsseldorf untergebracht und später in 40 LKW Ladungen zurückgeführt worden.
Da es sich bei der ehemaligen Kirche St. Paul um ein denkmalgeschütztes Sakralgebäude aus dem 15. Jahrhundert handelt, waren beim Umbau die Vorgaben des Denkmalschutzes zu beachten. Dementsprechend sollte möglichst wenig in die vorhandene Bausubstanz und in die im Kirchenboden befindlichen, teilweise noch intakten Gräber eingegriffen werden. Hier bot sich eine Haus-in-Haus-Lösung an: In das mittelalterliche Kirchenschiff wurde ein Kubus aus Stahlbeton und Glas gesetzt, der künftig konservatorische Bedingungen für die dauerhafte Unterbringung des wertvollen Archivguts und die räumliche Trennung der verschiedenen archivischen Funktionsbereiche gewährleistet. Der rückbaufähige Kubus steht dabei bewusst im Kontrast zum mittelalterlichen Kirchenbau. Dieser kann auch künftig weiter genutzt werden, etwa für Ausstellungen oder kleinere Konzerte. Geplant wurde der Umbau von dem Architekturbüro Schoeps & Schlüter aus Münster in Kooperation mit dem Bistumsarchitekten Peter Schumacher, dem auch die Bauausführung oblag.
Der Archivbau ruht auf zehn Fundamentpfählen, die im Bereich der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Steinsäulen 18 Meter tief in den Boden gebohrt wurden. Der dreigeschossige Kubus umfasst eine Länge und Breite von 25 mal 11 Metern und wurde in den Bereich des ehemaligen Mittelschiffs eingebaut. In den beiden unteren Geschossen befinden sich die Magazinräume, in denen die Handschriften, Urkunden, Akten, Pläne und Fotos sowie die Archivbibliothek des Diözesanarchivs untergebracht sind und die insgesamt Platz für ca. 5,5 km Archivgut bieten. Gesondert sind dort auch die Bestände des eigenständigen Domarchivs untergebracht. Im dritten Geschoss befinden sich die Büroräume und der barrierefreie Lesesaal, der acht Arbeitsplätze umfasst und jeden Mittwoch und Donnerstag ganztägig geöffnet ist.