30. Oktober 2020
oben v.l.n.r.: Bürgermeister Francken (Weeze), Baron Loe (Schloss Wissen), Dr. Peter Weber (LVR-AFZ); unten: Dr. Slawek (Mit-Autor), Dr. Hans-Werner Langbrandtner (LVR-AFZ). Foto: Randolf Vastmans
Die Publikation „Zwischen Macht und Ohnmacht“ ist das Ergebnis einer Tagung auf Schloss Wissen im Jahr 2017, die die Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e.V. (VAR) in Kooperation mit dem LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum veranstalteten. Damit kommen beide Institutionen ihrem satzungsgemäßen Auftrag zur Bewahrung und Nutzbarmachung von Archivquellen, hier in bedeutenden Privatarchiven, und zur regionalgeschichtlichen Forschung nach.
Die Tagung und der gerade veröffentlichte, 370 Seiten umfassende Tagungsband greifen ein von der Landesgeschichte bislang vernachlässigtes Thema der regionalen Adelsherrschaft im Ancien Regime auf. Ausgehend von der rheinischen Adelslandschaft werden die Möglichkeiten und Strategien, adlige Herrschaft zwischen Landesherren und Untertanen zu behaupten und zu erweitern, in elf Beiträgen untersucht, die damit den historisch gewachsenen Regionalismus, der auch heute die politische Landschaft prägt, beleuchten.
Die einzelnen Beiträge behandeln grundlegende Fragen und verschiedene Ausprägungen adliger Herrschaft in der Frühen Neuzeit, die vor Ort von einem zumeist gleichberechtigten Handeln zwischen Adelsherrn und Gemeindebürgern geprägt war. Zudem wird der Fokus auf die in der Forschung lange vernachlässigte rheinische Unterherrschaft gerichtet und der Blick auf die Instrumentalisierung von Hexen- und Religionspolitik sowie die adligen Heiratsverbindungen insbesondere bei der Ausübung niederadliger Herrschaft gegenüber dem Landesherrn geschärft. Vergleichende Beispiele aus dem niederländischen Limburg, aus Luxemburg, Westfalen und Niedersachsen zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf.
In der Summe zeichnen die Beiträge ein regional differenziertes Bild von Adelsherrschaft(en). Gemeinsam ist ihnen die oftmals lehnsbasierte Fundierung dieser Herrschaften mit daran geknüpften bzw. delegierten fast landeshoheitlichen Kompetenzen, etwa der Hochgerichtsbarkeit.
Monika Gussone / Hans-Werner Langbrandtner / Peter K. Weber (Hg.):
Zwischen Macht und Ohnmacht. Spielräume adliger Herrschaft im frühneuzeitlichen Rheinland (Vereinigte Adelsarchive im Rheinland – Schriften 6), Verlag für Regionalgeschichte 2020.