Johannes Thomé begleitet die digitale Fortbildung zu digitaler und analoger Aktenführung im Dezember 2020. Foto: LVR-AFZ, Gregor Patt
Die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie betrafen im Jahr 2020 auch das Fortbildungsprogramm des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (LVR-AFZ). Große Veranstaltungen wie der Rheinische Archivtag 2020 mit umfangreichem Vortragsprogramm mussten ausfallen. Auch die internationale Tagung des Arbeitskreises „Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen“ konnte nicht wie geplant im März vor Ort in Köln stattfinden, wird jedoch 2021 digital nachgeholt. Ebenso musste der regelmäßig stattfindende, einwöchige Einführungskurs in die Archivarbeit auf unbestimmte Zeit verschoben werden: Der starke Praxisbezug der Veranstaltung, die unter anderem mit dem Besuch eines Stadtarchivs und einer intensiven Quellenarbeit einhergeht, hätte mit digitalen Mitteln nur unzureichend ersetzt werden können.
Die für die Fortbildungen zuständigen Kolleg*innen des Fortbildungsteams um Monika Marner gaben sich aber bereits im März nicht mit diesem ernüchternden Befund zufrieden, sondern begriffen die Krise als Chance für den Einstieg in digitale Formate. Nach einer kurzen Ein- und Umgewöhnungsphase wurden insgesamt zwölf Veranstaltungen mit großem Erfolg digital umgesetzt.
Das erste digitale Gesprächsforum für Archivar*innen im Mai fand nicht nur unter Corona-Bedingungen statt, sondern war auch thematisch stark auf die Pandemie-bedingt veränderte Situation ausgerichtet. Im Mittelpunkt stand der Austausch über den neuen Arbeitsalltag in den Archiven, über Medien und Kommunikationsmittel. Bereits hier zeichnete sich deutlich die Bedeutung digitaler Hilfsmittel nicht nur für den Austausch untereinander, sondern auch für die Nutzung von Archiven ab. Die schnelle und unproblematische Adaption digitaler Hilfsmittel ermöglichte es, dass schon das nächste Gesprächsforum im Juni sich wieder ganz der archivfachlichen Arbeit widmen konnte: Dokumentationsprojekte zur Corona-Krise wurden hier vorgestellt und diskutiert.
Im Online-Seminar „Erlebnis Archiv“ konnte Anfang Juli auch eine zweitägige Veranstaltung für Student*innen stattfinden. Hier wurden Berufsfelder im Archivwesen vorgestellt, praktische paläographische Übungen durchgeführt und auch in rechtliche Aspekte der Archivarbeit eingeführt.
Die „Summer Lectures zur digitalen Langzeitarchivierung“ fanden im August und September in vier Terminen mit jeweils einem Vortrag statt. Hier wurden Grundlagen der digitalen Langzeitarchivierung vorgestellt, der Umgang mit digitalen Daten diskutiert und auch aus der Praxis von der Implementierung eines digitalen Langzeitarchivs berichtet.
An drei Terminen im Oktober und November wurden digitale Fortbildungen zum neuen Archivportal NRW angeboten, die alle auf große Resonanz stießen. In erfolgreicher Kooperation mit dem Landesarchiv NRW und der Firma startext GmbH wurden Aufbau und Funktionsweise des neuen Portals ebenso erläutert wie die Möglichkeiten der einzelnen Archive, ihre dort hinterlegten Daten selbstständig zu pflegen.
Am „Welttag digitale Erhaltung“ im November beteiligte sich das LVR-AFZ 2020 erstmals mit einer Veranstaltung. Im Mittelpunkt des Online-Vortrages stand nestor, das Kompetenznetzwerk zur Langzeitarchivierung in Deutschland.
Ebenfalls im November fand ein zweitägiges Seminar statt, in dem Kenntnisse analoger und digitaler Aktenführung vermittelt wurden. In theoretischen Vorträgen und praktischen Übungen lernten die Teilnehmer*innen Grundlagen des Records Management, Aktenpläne und Aufgaben in der Beratung von Behörden kennen.
Erleichtert wurde die Entwicklung des digitalen Fortbildungsangebots durch langjährige Erfahrungen mit dem von der EU geförderten, internationalen Projekt www.bestandserhaltung.eu. Das E-Learningmodul dient der Vermittlung von Grundlagenwissen im Bereich der Bestandserhaltung. Vorbereitungen für ein weiteres Modul, das die Notfallprävention, das Handeln im Schadensfall und die Nachsorge thematisiert, laufen bereits seit längerer Zeit. Inzwischen ist die Finanzierung durch Mittel der Regionalen Kulturförderung sowie der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) sichergestellt. Bis Ende 2021 werden didaktisch aufbereitete Inhalte, Videos und Lernarrangements erarbeitet und online zur Verfügung gestellt.
Insgesamt nutzten 2020 mehr als 200 Teilnehmer*innen die digitalen Veranstaltungen des LVR-AFZ. Nicht selten gab es deutlich mehr Anmeldungen als Plätze. Folglich spricht alles dafür, das digitale Angebot 2021 beizubehalten und auszubauen. Präsenz und persönlicher Austausch sind zwar unverzichtbar; als Ergänzung sind jedoch digitale Angebote weit mehr als nur eine Notlösung. Deshalb wird das LVR-AFZ in Zukunft auf eine Mischung aus analogen und digitalen Formaten setzen.
Nähere Informationen zum Fortbildungszentrum finden Sie hier.