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29. März 2021

Archivierung von digitalen Unterlagen

LVR veranstaltete virtuelle Fachtagung am 22./23. März 2021 / 230 Expert*innen aus dem In- und Ausland nahmen teil

Auch vor lange geplanten Veranstaltungen macht die Corona-Pandemie nicht halt. Schon für 2020 war vorgesehen, die alljährliche Tagung der Fachleute aus dem Bereich der digitalen Archivierung analog und vor Ort - und zudem erstmalig - in Köln stattfinden zu lassen. Das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum als diesjähriger Ausrichter der Veranstaltung ist seit vielen Jahren im Arbeitskreis AUdS (Archivierung aus digitalen Systemen) vertreten durch Dr. Thomas Krämer, den Leiter des Technischen Zentrums beim LVR-AFZ.

Es kam anders als ursprünglich geplant: Die 24. Tagung des Arbeitskreises AUdS fand nun am 22. und 23. März 2021 als virtuelle Veranstaltung statt, an der mehr als 230 Expert*innen aus dem In- und Ausland teilnahmen.

Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Stellvertretender Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, hob in seiner Begrüßung seitens des virtuellen Gastgebers LVR die internationale Ausrichtung der Tagung hervor, die in diesem Jahr insbesondere nach Westen blickte - vor allem auf die Benelux-Länder und Frankreich. „Bis vor wenigen Jahren war es eine Hauptaufgabe der Archive als Gedächtnis unserer Gesellschaft, den Erhalt papierener Zeugnisse zu gewährleisten. Inzwischen ist das Thema der Erhaltung und Langzeitarchivierung digitaler Unterlagen in den Kanon archivischer Kernaufgaben aufgerückt“, stellte Prof. Wilhelm einleitend fest.

Für das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum betonte Dr. Mark Steinert in seinem Grußwort die Notwendigkeit, das Thema als gemeinsame Aufgabe zu sehen: „Aufgaben dieser Größenordnung können nicht im Alleingang bewältigt werden.“

Bereits seit 1997 führt der Arbeitskreis "Archivierung von Unterlagen aus digitalen Systemen" jährlich eine zweitägige Fachtagung durch. Zum Austausch finden sich insbesondere jene Personen zusammen, die mit der Abgabe oder Übernahme digitaler Daten betraut sind.

Mehr als 40 Referierende gewährten an den beiden Veranstaltungstagen einen Einblick in die Praxis und den aktuellen Stand der Entwicklungen. Die Vorträge im Plenum befassten sich mit den Strategien der Datenübernahme, der digitalen Langzeitarchivierung in der Aus- und Fortbildung, mit Standards und Normen, der Datenbereitstellung und Nutzung wie mit verschiedenen Tools zur Dateneinlieferung und-ausgabe. Praxisbeispiele veranschaulichten die einzelnen Themenstellungen und zeigten die grundsätzliche Bereitschaft, offen über Erfahrungen, Erfolge wie auch Rückschläge zu berichten. Mit seinem Vortrag „Was alles nicht geklappt hat“ als mutige Keynote zur Eröffnung der Tagung machte Christoph Schmidt vom Landesarchiv NRW deutlich, dass Ziele und Fortschritt nur über einen mitunter steinigen Weg zu erreichen sind. Insgesamt warnte er vor dem Scheitern aus Perfektionismus.

Neben den Vorträgen im Plenum gab es an beiden Tagen jeweils drei parallel stattfindende „Camps“ mit wiederum zwei Kurzvorträgen, die sich mit spezielleren Themen und Fallbeispielen befassten. Dass die Ergebnisse aller Camps dann anschließend von den jeweiligen Moderator*innen nochmals zusammengefasst wurden, entschädigte für die Tatsache, dass es auch bei einem virtuellen Format nicht möglich ist, an mehreren Camps gleichzeitig teilzuhaben.

Gerade dieses Format der Camps bot ausdrücklich die Gelegenheit, über die Chatfunktion Fragen an die Referierenden zu stellen. Dies wurde deutlich stärker genutzt, als es in analogen Tagungsformaten auch angesichts der zeitlichen Begrenzungen möglich ist.

Mit einem weiteren Format jenseits klassischer Vorträge wurde der zweite Veranstaltungstag durch eine Debatte nach dem Vorbild britischer Universitätsdebatten eröffnet. Als Kontrahenten des Streitgesprächs argumentierten Christian Keitel (Landesarchiv Baden-Württemberg) und Peter Worm (Stadtarchiv Münster) pro und contra die Bedeutung von Standards und Normen in der digitalen Langzeitarchivierung. Moderiert von Claire Röthlisberger-Jourdan (KOST, Schweiz) wurden sowohl die positiven Effekte der Standardisierung als auch die Notwendigkeit von Gestaltungsspielräumen innerhalb idealtypischer Normierungsszenarien deutlich.

In seinem Schlusswort lobte Thomas Krämer die Diskussionsfreude, die angesichts der erschwerten Kommunikation in Corona-Zeiten deutlich spürbar war. Er hob zugleich die Stringenz und Disziplin in der Einhaltung der zeitlichen Vorgaben hervor. Er formulierte den ausdrücklichen Dank des LVR-AFZ an alle Beteiligten – Referierende und Moderierende aus dem In- und Ausland, an die beiden Synchron-Dolmetscherinnen, die Dank der unbürokratischen Kooperation mit dem Bundessprachenamt die Tagung begleitet haben. Der Dank ging aber auch an den Kooperationspartner Streavent, der die Tagungsplattform zur Verfügung stellte, managte und den Support leistete. Last but not least dankte Thomas Krämer auch allen Kolleg*innen, die seitens des LVR-AFZ zum Gelingen der Tagung beigetragen haben.

Abschließend wies er darauf hin, dass ein Tagungsband geplant ist, der als E-Book und damit in einem dem Thema angemessenen Format erscheinen wird.

Der guten Tradition folgend, lud im Anschluss Dr. Stephanie Haberer vom Niedersächsischen Landesarchiv die Expert*innen zur nächsten Fachtagung für den 15. und 16. März 2022 nach Hannover ein. Auch wenn die Hoffnung besteht, sich im kommenden Jahr ganz analog wieder treffen zu können, war die aktuelle Tagung doch ein gutes Beispiel dafür, dass auch Corona den fachlichen Austausch nicht bremsen kann.