LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum Logo Landschaftsverband Rheinland - zur Startseite
Die Fassade eines Gebäudes ist abgebildet.

Archive
im Rheinland

Zurück zur Übersicht

27. Juli 2021

Rettungseinsatz - Aktualisierung vom 16.08.2021

LVR-AFZ hilft von der Hochwasserkatastrophe betroffenen rheinischen Archiven

Der Starkregen und die folgende Hochwasserkatastrophe vom 14. Juli 2021 haben auch in einigen Archiven im Rheinland zu großen Schäden geführt. Erste Meldungen erreichten das LVR-AFZ bereits am Tag nach den heftigen Regenfällen. In den folgenden Wochen waren die Kolleg*innen im Dauereinsatz zur Rettung des Archivguts. Bis zu sechs Teams aus den Bereichen Restaurierung und Archivberatung waren zeitgleich an unterschiedlichen Orten präsent. Zusätzlich koordinierte das LVR-AFZ von Brauweiler aus die Einsätze, die Hilfsangebote Dritter und die Materialbeschaffung für die Hilfseinsätze.

In den Tagen nach dem Hochwasser hatte das LVR-AFZ per E-Mail und telefonisch Kontakt zu zahlreichen Archiven in den betroffenen Gebieten aufgenommen, um einen Überblick über die Situation zu erhalten. Durch die in Brauweiler eingehenden Informationen und die Einsätze vor Ort zeichnete sich bald ein Eindruck von der Schadenslage im Verbandsgebiet des LVR ab. In einigen Archiven waren die gesamten Bestände durch Wasser, Schlamm und Schadstoffe durchnässt und verunreinigt, in anderen waren potenziell archivwürdige Registraturen betroffen. Hinzu kamen erhebliche Schäden durch mechanische Einwirkungen wie Schutt, Geröll oder zusammengebrochene Regalanlagen. Insgesamt geht das LVR-AFZ nach einer ersten Schätzung von geschädigtem Archivgut im Umfang von ca. 3000 laufenden Metern aus, welches nun zum überwiegenden Teil tiefgefroren wurde und auf die weitere Bearbeitung per Gefriertrockung und Restaurierung warten

Stark durch das Hochwasser betroffen waren die Kommunalarchive in Bad Münstereifel, Kall, Stolberg, Eschweiler und Leichlingen, ebenso das Archiv des Nationalparks Eifel in Schleiden-Gemünd, das Archiv der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) in Düsseldorf und das Stadtmuseum Euskirchen. In Rheinbach und Swisttal waren große Teile der Registratur in den Rathäusern geschädigt worden. An allen Einsatzorten wurde die Bergung mit Unterstützung des LVR-AFZ und zahlreicher Helfer aus anderen Archiven der Umgebung durchgeführt. Der Notfallcontainer des Notfallverbundes Kölner Archive und Bibliotheken war in Stolberg für die Erstversorgung vor Ort.

Die Einsätze vor Ort dauerten jeweils mehrere Tage. In Bad Münstereifel waren die letzten Archivalien aus den schwer geschädigten Magazinräumen erst nach knapp zwei Wochen geborgen, in Leichlingen konnte überhaupt erst rund eineinhalb Wochen nach dem Hochwasser mit der Bergung begonnen werden. Hier unterstützen neben dem örtlichen Notfallverbund und zahlreichen Kolleg*innen aus der Region zusätzlich Kräfte des Landesarchivs NRW die Arbeiten. Weitere Archive und Registraturen, so in Langerwehe, Rösrath und Overath waren ebenfalls betroffen, konnten aber nach telefonischer Beratung des LVR-AFZ die erforderlichen Maßnahmen mit eigenen Kräften vor Ort durchführen.

Ebenfalls durch die Unwetter betroffen waren einige katholische und evangelische Gemeindearchive. Die Kolleg*innen des Historischen Archivs des Erzbistums Köln, des Bischöflichen Diözesanarchivs Aachen und des Archivs der Evangelischen Landeskirche im Rheinland konnten mit Helfenden vor Ort die Schäden meist selbst beheben und große Teile des Archivguts sichern. Das LVR-AFZ tauschte sich mit den kirchlichen Archiven regelmäßig über die aktuelle Lage aus.

Einsatz und Koordinierung der Hilfsleistungen

Die Leitung der Einsätze in den Archiven übernahmen in der Regel die örtlichen Archivkräfte. Wo örtliche Mitarbeitende nicht oder nur eingeschränkt einsatzfähig waren, übernahm das LVR-AFZ ebenso die Koordination vor Ort.

Für die Erstversorgung von anspruchsvoll zu bearbeitenden Unterlagen wie Urkunden, Fotografien und Plänen wurde in einem derzeit leerstehenden Gebäude auf dem Gelände der Abtei Brauweiler ein provisorisches Reinigungszentrum und Zwischenlager eingerichtet. Parallel zu den Notfalleinsätzen begannen beim LVR-AFZ bereits Planungen für die weitere Versorgung des geschädigten Archivguts. So wurden Standorte von Vakuumgefriertrockungsanlagen kontaktiert und deren derzeitige Kapazitäten ermittelt, ebenso mögliche Ausweichflächen für das Archivgut betroffener Häuser bis zu einer Wiederherstellung der jeweiligen Archivräumlichkeiten gesucht. Ziel ist es, die weiteren Schritte möglichst zentral zu steuern, um Synergieeffekte bei der weiteren Bearbeitung des Archivguts zu nutzen. Am 11. August wurden die Verantwortlichen der betroffenen Archive in einer gemeinsamen Videokonferenz über die ersten Planungen zum weiteren Vorgehen informiert.

Ausdrücklich danken möchten wir den zahlreichen Helfenden vor Ort, den vielen Hilfsangeboten aus Deutschland und anderen Ländern sowie den Kolleg*innen, die rund drei Wochen im intensiven Einsatz für die Rettung von Archivgut waren.

nach oben