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11. Juli 2022

Memoriav Fachtagung in der Schweiz

Austausch zu gefährdetem audiovisuellen Kulturgut

Am 22. Juni 2022 fand die Memoriav Fachtagung „Handle with Care! Audiovisuelle Träger identifizieren, aufbewahren und handhaben“ an der Universität Freiburg (Schweiz) statt. Memoriav bildet ein Netzwerk von Institutionen und Personen aus allen Landesteilen der Schweiz. Der Verein setzt sich unter anderem für die Erschließung, Erhaltung und Nutzbarmachung des digitalen und analogen audiovisuellen Kulturerbes ein. Im Fokus der Tagung standen erhaltungstechnisch diffizile Trägermaterialien von analogen AV-Medien. Dazu zählen Fotografien, Tonbänder, Film- und Videodokumente.

Die Teilnehmer*innen und Referierenden kamen aus den verschiedensten Archivsparten, Bibliotheken und Museen. Nicht nur rein audiovisuelle Sammlungen standen im Fokus. Auch Institutionen mit gemischtem Sammlungsgut oder Archive mit papierbasierten Unterlagen und einem kleinen Anteil audiovisueller Beilagen waren vertreten. Die Referierenden machten deutlich, dass die Erarbeitung von ganzheitlichen Konzepten, Verpackungsmaßnahmen sowie die Digitalisierung und Archivierung zeitintensiv und in der Praxis nicht einfach umzusetzen sind. Best practice-Beispiele und neue Forschungsansätze aus den Restaurierungswissenschaften wurden vorgestellt und diskutiert.

Besonders heikle Trägermaterialien wie Celluloseacetat und Cellulosenitrat bildeten einen Themenschwerpunkt. Die Vorträge gaben einen Überblick über Materialtechnologie, Schadensmechanismen wie das „Essigsäuresyndrom“ sowie über gesundheitliche Risiken und Möglichkeiten zum Monitoring. Im Anschluss konnten die Teilnehmer*innen vor Ort verschiedene Workshops zum Umgang mit unterschiedlichen AV-Medien besuchen. Dazu zählten zum Beispiel die Identifikation von fotografischen Trägern aus Cellulosenitrat, aber auch von Ton, Video- und Filmträgern.

Die hybride Veranstaltung bot die Möglichkeit zum länderübergreifenden Austausch. Notwendig sind Plattformen und Netzwerke nicht nur aufgrund der materiellen Vielfalt der AV-Medien. Es gilt die weitreichende Ablösung von analogem Kulturgut durch Born-digitals zu berücksichtigen. Aus den Diskussionen ergaben sich gemeinsame Fragestellungen zum Umgang, der Lagerung und der Restaurierung sowie Digitalisierung. Diese können nur zum Teil innerhalb der einzelnen Institutionen beantwortet werden. In der abschließenden Podiumsdiskussion wurde der Wunsch nach Verbundlösungen zur Kaltlagerung von AV-Medien angesprochen. Einigkeit herrschte vor allem darüber, dass der nachhaltige Erhalt dieser Objekte nur durch Wissenstransfer, interdisziplinäre Zusammenarbeit sowie Forschungsarbeit gewährleistet werden kann.


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