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01. August 2022

„Heimspiel“ im Stadtarchiv Frechen

Ausstellung des Arbeitskreises der Archive im Rhein-Erft-Kreis und Düren

Ganz im Zeichen von „König Fußball“ steht die aktuelle Ausstellung „Heimspiel – Zur Geschichte des Fußballs in der Region Rhein-Erft-Rur“ im Stadtarchiv Frechen. Dabei geht es nicht nur um das globale Massenphänomen des Fußballs, seine Regeln und Eigenarten, sondern vor allem auch um seine lokale Verankerung. Zu diesem Zweck wird eine Vielzahl von Dokumenten und Gegenständen präsentiert, die die enge Verzahnung des Sports und seiner Institutionen mit der Gesellschaft illustrieren. Auf das Mutterland des Fußballs weist eine Annonce der Sportgerätefabrik v. Dolffs & Helle aus Braunschweig aus dem Jahr 1907 hin, mit der „Englische Fußbälle“ und „Fußballstiefel“ beworben werden. Es wird aber nicht nur auf überregionales, sondern vor allem auf lokales Archivgut zurückgegriffen. Ein Ausschnitt aus dem Frechener Tageblatt vom 22. Juli 1925 schildert die ganze Tragik eines knappen Siegs des Frechener Klubs für Rasensport über das Team aus Knapsack. Dabei lässt man sich, anders als es in der heutigen Medienlandschaft zum guten Ton gehört, bemerkenswert direkt über die „naiven“ Entscheidungen des Schiedsrichters aus. Ein aushängender Artikel des Kölner Stadtanzeigers vom 19. Juni 1967 würdigt die Leistung der SpVg Frechen 20, die sich des „Schulfußballs“ erwehrte, welchen die „Berufsspieler“ aus dem niederländischen Rotterdam zeigten – Endstand: 3:3. Nicht immer vermochte jedoch ein ‚Underdog‘ aus der Region einer professionellen Übermacht zu trotzen: Eben jener Kölner Stadtanzeiger musste am 25. Juli 1972 die vernichtende Niederlage der Bergheimer Kreisauswahl gegen die von Günter Netzer angeführte Mannschaft von Borussia Mönchengladbach mit 1:8 verkünden.

Dass der Fußball alles andere als resistent gegenüber der nationalsozialistischen Diktatur war, demonstriert ein Schreiben des DFB an einen katholischen Fußballverein aus Bachem bei Köln, in dem diesem die weitere Teilnahme an offiziellen Wettbewerben untersagt wird. Man habe aber die Möglichkeit, sich u.a. unter „Einführung des Führerprinzips“ und Aufgabe jeglichen konfessionellen Bekenntnisses neu zu gründen. In einer Glasvitrine stellen Fotos und Werbeschilder denkwürdige Spiele und Turniere der Region dar. Liebevoll arrangiert und durch Trikots, Trophäen und Fußballnetze angereichert, präsentiert sich die Ausstellung im Foyer des von Hendrik Mechernich geleiteten Stadtarchivs. Die Ausstellung ist von der Arbeitsgemeinschaft der Archive in den Kreisen Rhein, Erft und Düren zudem interaktiv kuratiert worden. So besteht die Möglichkeit, das eigene Fußballwissen anhand eines Quiz zu überprüfen. Auch kann man die in Erinnerung gerufenen legendären Spielzüge selbst am Tipp-Kick-Tisch nachstellen.

Seit 2000 erarbeiten die in der AG der Kreise Rhein-Erft und Düren organisierten Archive regelmäßig gemeinsame Ausstellungen zu regionalen Themen. Neben den inhaltlichen Vorteilen der Auswahl von Exponaten aus einer breiteren Überlieferung ist die Konzeption als Wanderausstellungen, die in den Sprengeln der beteiligten Archive gezeigt und lokal ergänzt werden, auch für Sponsoren und zur Akquise von Fördergeldern hilfreich.

So wird die aktuelle Ausstellung durch die Träger der beteiligten Archive sowie durch die DFB-Kulturstiftung, die Kreissparkasse Köln, den LVR und den Kreis Düren unterstützt.

Die Wanderausstellung kann noch bis zum 31. Oktober 2022 im Foyer des Stadtarchivs zu den allgemeinen Öffnungszeiten besichtigt werden und soll demnächst noch in weiteren an der Kooperation beteiligten Kommunen Halt machen.

Bericht: David Ponwitz