LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum Logo Landschaftsverband Rheinland - zur Startseite
Die Fassade eines Gebäudes ist abgebildet.

Archive
im Rheinland

Zurück zur Übersicht

22. März 2023

Restaurierung technischer Zeichnungen

Technische Pläne aus dem 19. Jahrhundert in der Werkstatt für Papierrestaurierung bearbeitet

In der Werkstatt für Papierrestaurierung des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (LVR-AFZ) wurden sieben technische Pläne aus dem 19. Jahrhundert bearbeitet, die vom Katasteramt der Stadt Siegburg zur Restaurierung übergeben wurden. Die mit Grafit und Tusche gefertigten Zeichnungen wurden auf verschiedenen transparenten Materialien ausgeführt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde neben Transparentpapieren auch Kunststoff als Träger von technischen Zeichnungen verwendet. So stellten sich auch einige der zu restaurierenden Objekte als Kunststofffolien heraus.

Trotz der unterschiedlichen Materialien zeigten die Pläne ähnliche Schadensbilder. Sie waren in der Vergangenheit mit Klebestreifen an Hängeschienen befestigt und wiesen teilweise größere Fehlstellen und zahlreiche Risse auf. Zur Sicherung dieser gefährdeten Bereiche wurden damals Selbstklebebänder verwendet, die die Materialalterung beschleunigt haben. Diese historischen „Reparaturen“ mussten zunächst entfernt werden.

Besonders die Kunststoffpläne stellten durch das für Papierrestaurator*innen ungewohnte Material eine besondere Herausforderung bei der Rissschließung und Fehlstellenergänzung dar. Für die hochglänzenden und durchsichtigen Pläne mussten geeignete Bindemittel und Ergänzungsmaterialien gefunden werden. Die Materialien sollten der außergewöhnlichen Belastung durch die besonders scharfkantigen Risskanten und die Wölbung der Kunststofffolien standhalten. Gleichzeitig erforderte das transparente Erscheinungsbild der Folien ein möglichst ebenso transparentes Ergänzungsmaterial. Letztlich war nur ein mit einem alterungsbeständigen Acrylklebstoff beschichtetes Seidenpapier gleichzeitig reißfest und transparent genug, um eine stabile und optisch zurückhaltende Sicherung der Risse und Fehlstellen zu gewährleisten.

Die besondere Schwierigkeit bei der Restaurierung der Transparentpapierpläne lag in der Wasserempfindlichkeit des Materials. Bereits geringe Mengen Feuchtigkeit führen bei Transparentpapier zu deutlicher Wellenbildung. In diesem Fall erwies sich Gelatine als geeignetes Klebemittel in Kombination mit einem dünnen Japanpapier.

Um die Zeichnungen dauerhaft zu schützen und eine gefahrlose Handhabung zu ermöglichen, wurden sie auf Wellkarton montiert und konservatorisch verpackt.

(Text und Foto: Lilian Samland M.A., LVR-AFZ)