Erstversorgung von Archivgut: Dokumentation, im Hintergrund: Einstretch-Station, Foto: Monika Marner, LVR-AFZ
Am 10. Mai 2023 fand auf dem Gelände der Abtei Brauweiler eine Notfallübung statt. Über 20 Kolleginnen und Kollegen aus den Teams Archiv des LVR, Archivberatung, Aus- und Fortbildung und Bestandserhaltung sowie der Gruppe Digitalisierungszentrum frischten in einem eintägigen Workshop ihre Kenntnisse auf oder wurden erstmals geschult, um auch zukünftig auf Notfälle im Archiv vorbereitet zu sein.
Die Hochwasser-Katastrophe im Jahr 2021 verdeutlichte einmal mehr die Wichtigkeit einer funktionierenden Notfallprävention. Das LVR-AFZ war drei Wochen lang an zahlreichen Schadensorten mit der Bergung und Erstversorgung der betroffenen Archive im Einsatz. In vier Kommunalarchiven entstand ein Totalschaden. Archivgut vieler weiterer Stadt-, Kommunal- und Kirchenarchive sowie von Vereinen, Privatarchiven und weiteren Kultureinrichtungen wurde zum Teil schwer beschädigt. Über 800 Paletten mit flutgeschädigten Archivalien lagern seitdem in einem Kühlhaus und werden sukzessive mittels der Gefriertrocknung getrocknet.
Nach der Katastrophe wurde Bilanz gezogen. Aus den Erfahrungen der Notfalleinsätze heraus hat das LVR-AFZ ein Notfallteam zusammengestellt und ein umfassendes Notfallkonzept erarbeitet. So gelingt es künftig noch besser, Notfalleinsätze im gesamten Verbandsgebiet zu koordinieren, durchzuführen und die einzelnen Notfallmaßnahmen miteinander zu verzahnen.
Die Kolleg*innen des LVR-AFZ erhielten in einem eintägigen Workshop aktuelle Informationen zu den Themen Brand- und Wasserschaden im Archiv. Der theoretische Teil wurde von Matthias Senk aus der Archivberatung und Anna Katharina Fahrenkamp aus der Papierrestaurierung angeleitet. Sie vermittelten ihren Kolleg*innen, welche Schadensbilder entstehen können, wie mit beschädigtem Kulturgut umgegangen werden muss und welche Workflows und Dokumentationsvorlagen zur Anwendung kommen. Als hilfreiches Tool dient dabei auch der seit Ende 2022 onlinegestellte E-Learning-Kurs „Notfallvorsorge“, der kostenfrei unter www.bestandserhaltung.eu abgerufen werden kann.
Ein weiterer Fokus lag auf dem „Notfallplan für das Rheinland“, welcher auf der Webseite des LVR-AFZ allen Archiven zur Verfügung steht. Er dient als Leitfaden für die Erstellung eines eigenen Notfallplans und verdeutlicht die zentralen Elemente der Notfallprävention: die Verteilung von Notfallboxen, die Förderung von Notfallverbünden, die individuelle Vorbereitung mittels Notfallübungen, die Bereitstellung von Infomaterialien, die eigene Notfallplanung und die Beratung des LVR-AFZ zum Notfall vor Ort.
Am Nachmittag wurden die theoretischen Lerninhalte in die Praxis umgesetzt. Werner Schorlemer, Mitarbeiter des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland und Brandschutzbeauftragter der Liegenschaft Abtei Brauweiler, führte Löschübungen durch. Markus Vieten und Anna Katharina Fahrenkamp leiteten die praktischen Übungen zur Bergung, Erstversorgung, Verpackung und Trocknung von wassergeschädigten Archivalien an.
Die Schulungen des Notfallteams des LVR-AFZ erfolgt in regelmäßigen Abständen, so dass die Kolleg*innen beratend und im Ernstfall auch zupackend zur Unterstützung bereitstehen. Das LVR-AFZ nimmt sich somit der Aufgabe der Notfallprävention in allen Aspekten an, denn: Notfallvorsorge im Archiv ist kein Einzelprojekt, sondern eine Daueraufgabe.
