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16. Januar 2024

„Schatzkammern des Wissens und der Geschichte“

Gründung eines interkommunalen Archivs im südlichen Kreis Euskirchen

Fachkräftemangel, immer knapper werdende finanzielle Ressourcen und die immer schneller fortschreitende Technisierung und Digitalisierung in der Verwaltung – dies sind nur einige Stichpunkte, die das Verwaltungshandeln vor allem in kleineren Kommunen seit Jahren stark prägen. Die Kommunen Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall, Nettersheim und Schleiden haben sich deshalb entschieden, ab dem 1. Januar 2024 beim Betrieb ihrer Archive interkommunal zusammenzuarbeiten.

„Kommunale Archive werden meist etwas stiefmütterlich im Vergleich zu prestigeträchtigen Aufgabengebieten behandelt, dabei sind sie Schatzkammern des Wissens und der Geschichte“, so der Erste Beigeordnete der Stadt Schleiden, Marcel Wolter. Gerade in den Archiven kleinerer Kommunen gebe es teils erhebliche Rückstände in den archivischen Kernaufgaben, was unter anderem auf nichtfachlich besetzte Stellen zurückzuführen sei. Zu den Kernaufgaben zählen besonders die Bewertung, Erschließung, Erhaltung und die Zugänglichmachung von Archivgut nicht nur für Verwaltungsmitarbeitende, sondern auch für die Öffentlichkeit. Hinzu kämen künftig noch nicht abschätzbare Mehrarbeiten bei der Einführung und Führung von elektronischen Langzeitarchiven im Rahmen einer digitalen Verwaltung.

Die Herausforderungen, vor denen Archivar*innen in der heutigen Zeit stehen, sind somit vielfältig. Aus diesem Grund initiierte die Stadt Schleiden mit Unterstützung des LVR im April 2023 eine erste Auftaktveranstaltung im Schleidener Rathaus. „Mit einer so großen Resonanz habe ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet“, so Wolter. „Umso mehr freue ich mich, dass nun insgesamt sechs Kommunen der Kooperation beigetreten sind und damit dazu beitragen, unser kulturelles Erbe zu bewahren und gleichzeitig die Bildung und das Interesse an unserer Geschichte zu fördern. Das Archivwesen erhält dadurch einen ganz anderen Stellenwert.“

Die Vertreter*innen der Gemeinden Blankenheim, Dahlem, Hellenthal, Kall und Nettersheim waren bereits beim ersten Treffen im Schleidener Rathaus von der Idee überzeugt.

Die Leitung des künftigen interkommunalen Archivs wird Nicole Gutmann übernehmen, die seit 2016 das Stadtarchiv Schleiden leitet, 2021 ihren Masterstudiengang der Archivwissenschaften abschloss und die interkommunale Zusammenarbeit begrüßt: „Unabhängig von der Größe einer Kommune und ihrer Verwaltung verwahren die Stadt- und Gemeindearchive die gleichen wertvollen historischen Quellen, die es zu erhalten gilt.“ In der Regel seien kleinere Kommunen aufgrund des geringen Stellenanteils selten in der Lage, hierfür eine ausgebildete Fachkraft zu gewinnen. „Ich freue mich, gemeinsam mit dem Team des ‚Interkommunalen Archivs Südkreis Euskirchen‘ und den lokalen Kräften die sechs Archive auch im Hinblick auf die anstehende Digitalisierung zukunftssicher und für alle Bürgerinnen und Bürger besser zugänglich zu machen.“

Unterstützt wird Gutmann von Verwaltungsfachkräften, die in den jeweiligen Kommunalarchiven vor Ort tätig sind. Eine stellvertretende Leitung des interkommunalen Archivs wurde seitens der Stadt Schleiden im Dezember ausgeschrieben, erläutert Wolter.

Mit der interkommunalen Zusammenarbeit soll ein höherer Grad an Spezialisierung sowie ein verbesserter Personal- und Sachmitteleinsatz erzielt werden, um nutzerfreundliche Archive führen zu können. Dabei sollen die Ressourcen der beteiligten Kommunen gebündelt werden, um eine umfassende und effiziente Archivarbeit sicherzustellen.

„Das interkommunale Archiv der fünf Gemeinden und der Stadt Schleiden ist ein zukunftsweisendes Modell für die effiziente Erfüllung einer Pflichtaufgabe durch vergleichsweise kleine Kommunen. Die lebendige Gemeinschaft der Archive im Kreis Euskirchen ist um einen handlungsfähigen Akteur reicher“, freut sich Dr. Gregor Patt, Gebietsreferent des LVR, über die erfolgreiche Kooperation.

Die öffentlich-rechtliche Vereinbarung wurde im vergangenen Jahr in den Stadt- und Gemeinderäten beschlossen, so dass die interkommunale Zusammenarbeit zum 1. Januar 2024 starten konnte.

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