Köln. / 8. September 2025. Als im Juli 2021 das verheerende Hochwasser Schäden, Verwüstung und Verzweiflung zurückließ, waren auch Archive massiv betroffen. Damals haben Mitarbeitende des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums (LVR-AFZ) gemeinsam mit zahlreichen anderen Helfenden an über einem Dutzend Einsatzorten wochenlang wertvolles Archivgut geborgen und versorgt.
Doch nach dem Notfall ist vor dem Notfall, denn wenn die Hilfe im Krisenfall schnell und wirkungsvoll einsetzen soll, muss sie vorbereitet, geprobt und organisiert sein.
Daher trafen sich heute auf Einladung des LVR-AFZ Vertreter*innen der rheinischen Notfallverbünde in Köln-Deutz. Fachleute aus Archiven und Restaurierung tauschten sich über aktuelle Entwicklungen und Strategien zur Rettung von Kulturgut im Katastrophenfall aus. Die Notfallverbünde sind Zusammenschlüsse mehrerer Archive und anderer Gedächtniseinrichtungen mit dem Ziel, sich im Notfall gegenseitig zu unterstützen und so die Sicherung geschädigten Archivguts zu gewährleisten. Insgesamt neun solcher Verbünde gibt es inzwischen im Rheinland, zumeist auf Stadt- oder Kreisebene organisiert.
„Nur in einem funktionierenden Netzwerk können wir im Ernstfall schnell und effektiv handeln“, betonte LVR-Kulturdezernentin Dr. Corinna Franz zur Eröffnung. Die Verbünde setzen dabei auf regelmäßige Treffen, gemeinsame Notfallübungen und den intensiven Austausch über Notfallpläne, Bergungswege und Prioritäten. Auch die Bereitstellung von Asylflächen für gefährdete Bestände gehört zu den Kernaufgaben.
Das LVR- AFZ stellte seine Unterstützungsmöglichkeiten vor – von individueller Beratung und der Durchführung von Risikoanalysen über E-Learning-Angebote und praktische Notfallworkshops bis hin zur Bereitstellung von Notfallmaterialien und Unterstützung bei der Bergung. „Unser Ziel ist es, Einrichtungen nicht nur im akuten Schadensfall zu unterstützen, sondern sie langfristig widerstandsfähiger zu machen“, erklärte Matthias Senk, Notfallbeauftragter beim LVR-AFZ. Aus diesem Grund ist der Landschaftsverband Rheinland zuletzt auch der „Notfallallianz Kultur“ beigetreten, einem bundesweiten Netzwerk zum Schutz von Kulturgut.
„Jede Katastrophe ist eine Herausforderung – aber auch eine Chance, besser vorbereitet zu sein“, lautete das Fazit von Matthias Senk zu der Veranstaltung, die nicht nur Fachwissen vermittelte, sondern auch neue Kontakte und Kooperationsideen hervorbrachte. Die Teilnehmenden zeigten sich überzeugt, dass die enge Zusammenarbeit entscheidend ist, um das kulturelle Erbe der Region zu bewahren.
Seit diesem Jahr ist der LVR auch offizieller Partner der Notfallallianz Kultur. Die Notfallallianz Kultur wurde im Sommer 2021 auf Initiative der Kulturstiftung der Länder als Reaktion auf die Hochwasserkatastrophen in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gegründet. Die Notfallallianz Kultur versteht sich als bundesweites Interessenbündnis aller relevanten Kulturakteure sowie als Ergänzung bzw. Erweiterung der staatlichen Gefahrenabwehr und Katastrophenhilfe und setzt sich zum Ziel, die Resilienz der Kultur in Krisen und Notfällen zu erhöhen.