LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum Logo Landschaftsverband Rheinland - zur Startseite
Die Fassade eines Gebäudes ist abgebildet.

Archive
im Rheinland

Zurück zur Übersicht

16. Oktober 2025

„Mittwochs im Archiv“ – Stimmen aus der Vergangenheit finden großes Publikum

Zeitzeugenberichte von in Brauweiler inhaftierten polnischen Zwangsarbeitern im Fokus

Am 1. Oktober 2025 fand der dritte Vortrag der neuaufgelegten Veranstaltungsreihe „Mittwochs im Archiv“ im Archiv des Landschaftsverbands Rheinland (ALVR) in Brauweiler statt. Frau Dr. Lessing, Leitung des Archivs, widmete sich in ihrem Vortrag einem besonders bewegenden Thema: den Zeitzeugenberichten ehemaliger polnischer Gestapo-Häftlinge, die in den 1940er Jahren im sogenannten Zellenbau – einem Teil der ehemaligen Arbeitsanstalt Brauweiler – inhaftiert waren.

Zu Beginn des Vortrags gab Frau Dr. Lessing einen Einblick in die historische und institutionelle Einbettung des Projekts. Bereits Ende der 1980er Jahre hatte das Archiv des LVR unter Federführung des damaligen Leiters, Herrn Dr. Werner, ein umfangreiches Recherchevorhaben initiiert. Mithilfe des Internationalen Suchdienstes der Vereinten Nationen wurden ehemalige Häftlinge ausfindig gemacht und kontaktiert, um ihre Erinnerungen und Erfahrungen für die Nachwelt zu dokumentieren. Insgesamt meldeten sich sieben ehemalige Insassen, die ihre persönlichen Erlebnisse und Eindrücke der Haftzeit in Brauweiler in eindrucksvoller Weise schilderten.

Die Berichte der Zeitzeugen sind von großer historischer Bedeutung, da sie einen direkten, lebendigen Zugang zu den Geschehnissen jener Zeit bieten. An diesem Abend wurde deutlich, wie kraftvoll und eindringlich solche Stimmen aus der Vergangenheit sein können. Das Publikum, bestehend aus Historiker*innen, Interessierten und Einwohner*innen Brauweilers, lauschte den vielfach bedrückenden, oft emotional sehr belastenden Worten mit großer Aufmerksamkeit und Respekt.

Frau Dr. Lessing betonte in ihrem Vortrag auch, dass Erinnerungen subjektiv sind und sich im Laufe der Zeit verändern können. Dennoch sind es nicht allein die Fakten, die zählen, sondern vor allem die damit verbundenen Gefühle und die persönliche Perspektive der Zeitzeugen, die den historischen Bericht lebendig machen. Diese emotionale Dimension trug wesentlich dazu bei, dass die Schilderungen nachhaltig im Gedächtnis der Zuhörenden verankert blieben.

Der Vortrag war somit nicht nur eine historische Aufarbeitung, sondern auch ein eindrucksvolles Plädoyer dafür, den Stimmen der Vergangenheit Gehör zu schenken und die Erinnerungskultur lebendig zu halten. Aufgrund des großen Zuspruchs und des überaus positiven Feedbacks ist für das kommende Jahr 2026 eine Publikation des Vortrags geplant, die die bewegenden Berichte einem noch größeren Publikum zugänglich machen soll.