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16. Oktober 2025

Die „Vereinigten Adelsarchive im Rheinland e. V.“ besuchen Brüssel, 1.-4. Oktober 2025

2025 führte die wissenschaftliche Exkursion der Vereinigten Adelsarchive im Rheinlande e.V. (VAR) nach Brüssel – eine Stadt, die als politisches und kulturelles Zentrum Europas ideale Voraussetzungen bietet, um die Schnittstellen zwischen Archivwesen, Geschichte und aktueller EU-Politik zu erkunden. Im Fokus standen der Austausch mit politischen Akteur*innen, die Auseinandersetzung mit belgischen Archiven und Bibliotheken sowie die Reflexion über die europäische Kolonialgeschichte. Die wissenschaftlichen Exkursionen der VAR finden alle drei Jahre statt. Sie dienen dazu, Archiveigentümer*innen und interessierte Mitglieder für archivfachliche Fragen und Anforderungen zu sensibilisieren. Zudem sollen sie helfen, die VAR besser mit Adelsarchiven und vergleichbaren Einrichtungen in anderen Regionen und Ländern zu vernetzen.

Das Programm begann am Mittwoch (1. Oktober 2025) mit einem Get Together für frühzeitig angereiste Teilnehmende, welche die Gelegenheit für eine abendliche Erkundung des Stadtzentrums zwischen der Kathedrale St. Michel et Gudule und der prächtig erleuchteten Grande Place nutzten.

Der Donnerstag (2. Oktober 2025) stand überwiegend im Zeichen der europäischen Politik und deren Verortung im Brüsseler Stadtbild. Die Teilnehmenden hatten die Gelegenheit zum Besuch der aktuell einzigen Abgeordneten des Europäischen Parlaments, die zuvor auch langjähriges Mitglied und stellvertretende Vorsitzende des Landschaftsversammlung Rheinland war: Im Gespräch gab Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP/Renew Europe) interessante Einblicke in den parlamentarischen Alltag und berichtete über die politischen Herausforderungen der EU angesichts einer verschärften außen- und sicherheitspolitischen Weltlage. Im Anschluss gab der Besucherdienst einen Überblick über die Abläufe des Parlaments und führte durch dessen Plenarsaal.

Am Nachmittag wurde die städtebauliche Entwicklung des Viertels rund um die EU-Institutionen (Parlament, Kommission, Rat) sowie des monumental gestalteten Parc du Cinquantenaire durch eine Stadtführung erfahrbar. Neben der rasanten urbanen Expansion der Hauptstadt im 19. und 20. Jahrhundert und der Auswirkungen des heutigen Politikbetriebs auf den Brüsseler Alltag wurde mit der, teilweise durch Denkmäler unmittelbar sichtbare, Kolonialvergangenheit auch ein düsteres und noch immer nachwirkendes Kapitel der europäischen Geschichte thematisiert. Im Anschluss folgte ein Termin im Brüsseler Büro der Konrad Adenauer Stiftung, deren Referenten Einblicke in ihre Aktivitäten weltweit und vor Ort gaben und sich anschließend einer angeregten Diskussion mit den Teilnehmenden stellten. Den Abend rundete ein Brasseriebesuch mit Genuss typisch belgischer Spezialitäten ab.

Das archivische Interesse der Teilnehmer*innen stand am Freitag (3. Oktober 2025) im Fokus, am Vormittag fand ein Besuch des Brüsseler Stadtarchives statt. Neben Einblicken in die an der städtischen Lebenswelt ausgerichteten Sammlungsentwicklung und der Präsentation faszinierender Archivalien hinterließ auch die ungewöhnliche Kombination aus Magazin- und Lesesaal bleibenden Eindruck.

Am Nachmittag folgte eine Besichtigung der Abteilung für Handschriften und alte Drucke in der Königlichen Bibliothek Belgiens. Der Leiter erläuterte die Entstehung dieser faszinierenden Sammlung aus hochmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Hofbibliotheken und präsentierte prachtvolle Manuskripte von welthistorischem Rang. Der Tag klang mit einem Aufenthalt in der Altstadt und abendlichen Restaurantbesuch an der Grande Place aus.

Der Samstag (4. Oktober 2025) begann mit einem Besuch der Société des Bollandistes. Diese hagiographische Gesellschaft widmet sich seit dem frühen 17. Jahrhundert der wissenschaftlichen Edition und Erforschung von Heiligenviten und unterhält hierfür eine einzigartige archivische und bibliographische Sammlung, die seit diesem Jahr zum UNESCO Weltdokumentenerbe zählt. Den Abschluss der interessanten, aufschlussreichen Exkursion bildete ein Besuch der Musées Royaux des Beaux-Arts am Samstagnachmittag.

Die Exkursion nach Brüssel unterstrich einmal mehr den Wert des fachlichen und persönlichen Austauschs innerhalb der VAR. Die Gespräche mit politischen Akteur*innen, Archivar*innen und Wissenschaftler*innen haben nicht nur den Horizont erweitert, sondern auch konkrete Ansatzpunkte für künftige Kooperationen geliefert. Mit diesen Eindrücken blickt die Vereinigung nun gespannt auf die nächste Mitgliederexkursion – und auf die weitere Vertiefung der Kontakte zu belgischen und europäischen Partnereinrichtungen.