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Archive
im Rheinland

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09. Januar 2020

Neuer Referent im Team der Archivberatung

Matthias Senk M.A. im Interview

Herr Senk, Sie sind seit dem 1. Dezember 2019 im Team der LVR-Archivberatung tätig. Wie sind Sie zum Archivwesen gekommen?

Ich habe an der Uni Köln Mittlere und Neuere Geschichte, Anglo-Amerikanische Geschichte und Politikwissenschaft studiert und 2013 meinen Magisterabschluss gemacht. Während des Studiums habe ich Praktika in Archiven absolviert und dabei mein Interesse für das Archivwesen entdeckt. Besonders fasziniert hat mich, dass Archive zum einen die zentralen Speicher der Geschichte sind, zum anderen aber auch die maßgeblichen Orte der Geschichte von morgen. Archivar*innen tragen durch ihre tägliche Arbeit dazu bei, wie der Blick auf unsere heutige Zeit in 100, 200 oder 1000 Jahren sein wird. Dies ist eine spannende Aufgabe und eine große Verantwortung.

Seit Herbst 2013 war ich am Historischen Archiv des Erzbistums Köln tätig, zunächst mit einer halben, seit 2018 mit ganzer Stelle. Zwischenzeitlich habe ich auch mehr als zwei Jahre mit einer weiteren halben Stelle beim Stadtarchiv Aachen gearbeitet.

Von 2015 bis 2019 habe ich dabei noch berufsbegleitend den Masterstudiengang Archivwissenschaften an der Fachhochschule Potsdam absolviert.

Warum haben Sie sich nun dazu entschieden, vom klassischen Archiv in die Archivberatung zu wechseln?

An meiner neuen Stelle beim LVR-AFZ reizt mich, dass sie das gesamte Aufgabenspektrum des Archivwesens abdeckt, in welches ich durch mein Studium an der FH Potsdam noch einmal einen wesentlich tieferen Einblick bekommen habe. Auch wenn ich nun keine „klassische“ Archivarbeit mehr ausführe, sehe ich meine Tätigkeit in der Beratung und Förderung als wichtigen Beitrag in der Archivcommunity an. Wir stehen z.B. mitten in einem großen personellen Umbruch in unserem Berufsfeld. In den kommenden Jahren werden in vielen Archiven neue Kolleginnen und Kollegen in ihre Jobs starten. Ich freue mich darauf, ihnen Hilfe und Unterstützung zu geben, aber auch selbst immer wieder aus der Erfahrung anderer Kolleginnen und Kollegen zu lernen.
Zudem komme ich aus Pulheim und wohne dort auch, da ist die Stelle in Brauweiler für mich quasi ein Heimspiel.

Was sehen Sie derzeit als die wichtigsten Herausforderungen für die Archive im Rheinland?

Eine ganz zentrale Herausforderung für alle Archive ist natürlich die Digitalisierung der Arbeit in den Verwaltungen und unserer gesamten Gesellschaft. Schon seit vielen Jahren läuft ein großer Teil der Verwaltungsarbeit digital ab, sei es die Kommunikation per E-Mail oder die Vorgangsbearbeitung in elektronischen Systemen. Für die Archive ist es eine enorme Herausforderung, diese digitale Überlieferung dauerhaft zu sichern und nutzbar zu machen.

Aber wir dürfen auch nicht übersehen, dass es weiterhin auch andere Herausforderungen gibt. Noch immer ist z.B. ein Gutteil der Überlieferung, die sich bereits in den Archiven befindet, vom Säurezerfall bedroht. Viele Archive haben zudem mit großen Rückständen im Bereich der Überlieferungsbildung und Erschließung ihrer Bestände zu kämpfen. Nicht zuletzt besteht weiterhin ein großer Bedarf an fachlicher Qualifizierung und Weiterbildung für die Mitarbeitenden in den Archiven. Lösungen für diese Herausforderungen lassen sich in der Archivcommunity am besten gemeinsam finden, und dabei möchten wir helfen und unterstützen.

Was sind Ihre persönlichen Schwerpunkte in der Archiv- und Beratungstätigkeit?

Ich lege ein besonderes Augenmerk auf die Überlieferungsbildung in Archiven, weil sie für mich der zentrale Schlüssel für die Archivarbeit ist. Viele Probleme, mit denen die Archive heute zu kämpfen haben – große Rückstände in der Bewertung und Erschließung, übervolle Magazine, hohe Kosten für Bestandserhaltungs- und Restaurierungsmaßnahmen – resultieren im Kern aus einer großen Unsicherheit und letztlich einem unsystematischen Vorgehen in der Überlieferungsbildung in den vergangenen Jahrzehnten. Der letzte Rheinische Archivtag in Duisburg hat gezeigt, dass sich viele Kolleginnen und Kollegen, v.a. in den kleineren Archiven, hier wesentlich mehr Unterstützung und Hilfestellungen erhoffen. Dies möchte ich gerne zu einem Schwerpunkt meiner Arbeit machen. In meiner Masterarbeit an der FH Potsdam habe ich bereits ein Dokumentationsprofil für die katholischen Diözesanarchive entworfen; ein Weg, den ich als sehr vielversprechend ansehe, wenn es darum geht, eine systematische und gute Überlieferungsbildung zu erreichen.

Zuletzt die Frage, für welche Gebiete Sie demnächst in der Archivpflege zuständig sind?

Ich werde ab Januar 2020 die Beratung für die Archive in den Städten Krefeld, Leverkusen, Remscheid und Solingen sowie in den Kreisen Düren, Wesel und im Rhein-Erft-Kreis übernehmen, eine interessante und vielfältige Mischung, wie ich finde. Ich freue mich darauf, die Kolleginnen und Kollegen vor Ort in den nächsten Monaten kennenzulernen und hoffe auf eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit.

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