Am 13. und 14. Juni 2024 veranstaltet das LVR-AFZ in Kooperation mit dem Stadtarchiv Wesseling den 57. Rheinischen Archivtag im Rheinforum in Wesseling. Im Mittelpunkt der Tagung stehen die Archivaliengattungen Foto und Film als analoge Überlieferung. Ihre Ära und somit der Zuwachs dieser Objekte in den Archiven nähert sich inzwischen Schritt für Schritt dem Ende. Allerdings gehören vor allem Fotografien mit Negativen, Positiven und Dias, die mithilfe zahlreicher fotografischer Verfahren entstanden sind, in nahezu allen Archiven zu den umfangreichen Beständen mit einer hohen Anzahl von Einzelobjekten. Oft genug zählen sie außerdem zu jenen Beständen, die den archivischen Workflow von der Bewertung über die Verzeichnung und Erschließung bis zur strukturierten Nutzung nicht oder nur in geringem Umfang durchlaufen haben. Ihr Originalerhalt stellt für viele Archive, im Vergleich zu den Aktenbeständen, eine besondere Herausforderung dar.
Analoge Filme hingegen sind in vielen nicht-staatlichen Archiven nur in kleiner Stückzahl vorhanden. Trotzdem oder gerade deshalb ist ihre umfängliche Archivierung eine besondere Aufgabe für ein durchschnittliches Archiv. Es gibt also genügend Gründe, diese Archivaliengattungen nach 1995 und 2008 erneut in den Fokus des Rheinischen Archivtags zu rücken.
Im Eröffnungsvortrag betrachtet Prof. Dr. Jens Jäger die Fotos als Quellen und formuliert Erwartungen der Geschichtswissenschaften an Überlieferung und Zugänglichkeit. Die anschließende 1. Sektion ist der Bestandserhaltung von Fotos und Filmen in den Archiven gewidmet. Nach einem Plädoyer für das Original von Kristina Blaschke-Walter, Foto-Restauratorin des Sprengel-Museums Hannover, folgen ein Werkstattbericht zum Projekt des LVR-AFZ zur „Entwicklung modellhafter Konservierungsstrategien zum Erhalt von fotografischem Kulturgut in Archiven“ von Theresa Fritzen und ein Einblick in die Strategien zum Erhalt der ca. 13 Millionen Fotos des Bundesarchivs von Anna Meisen.
Die 2. Sektion stellt die Überlieferungsbildung, Bewertung und Erschließung in den Mittelpunkt. Angesichts der Massen an teils unbewerteten, teils unverzeichneten Fotos in den Archiven stellt Matthias Senk die Frage: „Was muss ich als Regional-/Lokalarchiv eigentlich übernehmen?“ Im Anschluss stellt Wesselings Stadtarchivarin Martina Zech klar, dass die Übernahme des Fotoarchivs der Union Kraftstoff die archivischen Aufwände für ihre Stadt wert ist. Es folgt ein Projektbericht zum Einsatz von KI bei der Bilderkennung des österreichischen Bundesdenkmalamtes und den darin liegenden Chancen und Risiken für die archivische Erschließungsarbeit. Ob und wie der Umfang der fotografischen Zugänge durch ein Überlieferungsprofil gesteuert werden kann, erfährt das Plenum am Beispiel des Rheinischen Bildarchivs, das seit kurzem Teil des Historischen Archivs der Stadt Köln ist. Abgerundet wird der Tag mit einer Busführung durch das Werkgelände der Shell Energy and Chemicals Park Rheinland und dem traditionellen gemeinsamen Abendessen bei einer Fahrt auf dem Rhein an Bord der „Poseidon“.
Der zweite Veranstaltungstag widmet sich nach der „Aktuellen Stunde“ in der abschließenden Sektion der digitalen Aufbereitung und Nutzung von Fotos und Filmen. Statt urheberrechtliche Einschränkungen für die digitale Nutzung der Bestände zu bedauern, werden die rechtlich erlaubten Nutzungen und der sich daraus für die Archive ergebende Spielraum vorgestellt. Am Beispiel des Stadtarchivs Düsseldorf erhalten die Teilnehmenden einen Eindruck davon, wie mannigfaltig die Nutzung von Fotobeständen im Einklang mit geltenden Rechtsvorschriften aussehen kann. Obwohl oder gerade weil der Rheinische Archivtag mit einem Plädoyer fürs Original beginnt, beschäftigen sich die beiden abschließenden Vorträge mit der Digitalisierung der analogen Bestände. Zunächst werden die neuen Handreichungen zu AV-Medien und Dateiformaten des DA NRW vorgestellt, im Anschluss berichtet Manuela Fellner-Feldhaus über ein Projekt zur Digitalisierung von Werksfotografien der Firma Krupp aus der Zeit nach 1945.
Nach der Abschlussdiskussion haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Geschichte Wesseling auf einem Stadtrundgang mit der Stadtarchivarin Martina Zech kennenzulernen.
Das Programm finden Sie hier: Zum Programm
Die Anmeldung zum Rheinischen Archivtag ist ab sofort möglich.