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Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir möchten Sie auf die aktuellen Neuigkeiten im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum aufmerksam machen.
Schon jetzt wünschen wir Ihnen eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins Neue Jahr!
Ihr Redaktionsteam
				Das Archiv und Museum zur Geschichte der Pfälzer am linken Niederrhein wurden im Rahmen der Regionalen Kulturförderung des LVR unterstützt. Mehr
				Arbeitsgemeinschaft der Archive im Kreis Mettmann erhält LVR-Conservation-Kits Mehr
				40 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe zeigten großes Interesse Mehr
				Tagung mit Workshops am 11. und 12. Oktober 2018 im LVR-AFZ Mehr
				Das Bistumsarchiv befindet sich nun in der ehemaligen Kirche St. Paul. Mehr
4. September 2018 in Frechen Mehr
				Am 29. Juni 2018 wurde das Zeitungsportal zeit.punkt NRW im Rahmen einer Fachtagung zu historischen Zeitungen in Dortmund für die Öffentlichkeit freigeschaltet. Mehr
					
		  		Einsegnung durch Bischof Dr. Helmut Dieser. Foto: Copyright Bistum Aachen, Andreas Steindl
Am 5. September 2018 wurde das Bischöfliche Diözesanarchiv Aachen nach seinem Umzug in die ehemalige Kirche St. Paul in der Jakobstraße 42 mit einem Festakt eröffnet. In seiner Eröffnungsrede gab Bischof Dr. Helmut Dieser seiner großen Freude über den neuen Archivstandort Ausdruck. Dieser gewährleiste nun die Zukunftsfähigkeit des Diözesanarchivs und verbinde denkmalgeschützte Architektur mit moderner Nutzung nach archivfachlichen Standards zugleich ansprechend wie sachgerecht. Auch die Archivleiterin Dr. Beate Sophie Fleck freute sich über den Lohn der aufwändigen Planung und umfangreichen Vorarbeiten. Bereits Ende Juni und somit knapp vier Wochen nach dem Umzug war bereits der neue Lesesaal für Besucher geöffnet worden. Ebenfalls in den neuen Magazinen untergebracht sind die Bestände des Domarchivs, welche von der Domarchivarin Eva Huertgen betreut werden.
Das 1934 gegründete Diözesanarchiv Aachen war zuvor im Generalvikariat am Klosterplatz untergebracht. Die Archivmagazine befanden sich hier im Kellergeschoss. Mit der notwendig gewordenen Sanierung des Gebäudes musste eine andere Lösung zur Unterbringung der Überlieferung des Bistums Aachen gefunden werden. Dieses bot kaum noch Platzreserven für die zwei Kilometer Archivgut, die wachsenden Neuzugänge und die Bestände des eigenständigen Domarchivs. Dieses befindet sich im Besitz des Domkapitels und umfasst das Stifts- und Propsteiarchiv sowie das Archiv des Domkapitels mit Dokumenten aus der Geschichte der Aachener Marienkirche, u.a. der Domschatzkammer und Dombauleitung.
Als neuer Archivstandort wurde die profanierte Kirche des im Jahr 1802 säkularisierten Dominikanerklosters St. Paul in der Jakobstraße gewählt. Das neue Archivlokal befindet sich somit wie zuvor in der Aachener Innenstadt in unmittelbarer Nähe zum Generalvikariat und zum Dom. Die spätgotische Hallenkirche war zunächst durch den großen Stadtbrand im Jahr 1656 schwer beschädigt und erst mit Fertigstellung des Rosenkranzportals 1705 vollendet worden. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1943 erfolge der Wiederaufbau in den Jahren 1951 bis 1955.
Um den funktionalen und konservatorischen Anforderungen an die Aufbewahrung, Bearbeitung und Nutzung von Archivgut zu entsprechen, musste die ehemalige Kirche baulich für Archivzwecke adaptiert werden. Während des Umbaus war das Archivgut des Bistums Aachen zwischenzeitlich in den ehemaligen Gebäuden des Landesarchivs NRW in Düsseldorf untergebracht und später in 40 LKW Ladungen zurückgeführt worden.
Da es sich bei der ehemaligen Kirche St. Paul um ein denkmalgeschütztes Sakralgebäude aus dem 15. Jahrhundert handelt, waren beim Umbau die Vorgaben des Denkmalschutzes zu beachten. Dementsprechend sollte möglichst wenig in die vorhandene Bausubstanz und in die im Kirchenboden befindlichen, teilweise noch intakten Gräber eingegriffen werden. Hier bot sich eine Haus-in-Haus-Lösung an: In das mittelalterliche Kirchenschiff wurde ein Kubus aus Stahlbeton und Glas gesetzt, der künftig konservatorische Bedingungen für die dauerhafte Unterbringung des wertvollen Archivguts und die räumliche Trennung der verschiedenen archivischen Funktionsbereiche gewährleistet. Der rückbaufähige Kubus steht dabei bewusst im Kontrast zum mittelalterlichen Kirchenbau. Dieser kann auch künftig weiter genutzt werden, etwa für Ausstellungen oder kleinere Konzerte. Geplant wurde der Umbau von dem Architekturbüro Schoeps & Schlüter aus Münster in Kooperation mit dem Bistumsarchitekten Peter Schumacher, dem auch die Bauausführung oblag.
Der Archivbau ruht auf zehn Fundamentpfählen, die im Bereich der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Steinsäulen 18 Meter tief in den Boden gebohrt wurden. Der dreigeschossige Kubus umfasst eine Länge und Breite von 25 mal 11 Metern und wurde in den Bereich des ehemaligen Mittelschiffs eingebaut. In den beiden unteren Geschossen befinden sich die Magazinräume, in denen die Handschriften, Urkunden, Akten, Pläne und Fotos sowie die Archivbibliothek des Diözesanarchivs untergebracht sind und die insgesamt Platz für ca. 5,5 km Archivgut bieten. Gesondert sind dort auch die Bestände des eigenständigen Domarchivs untergebracht. Im dritten Geschoss befinden sich die Büroräume und der barrierefreie Lesesaal, der acht Arbeitsplätze umfasst und jeden Mittwoch und Donnerstag ganztägig geöffnet ist.
Das Bistumsarchiv befindet sich nun in der ehemaligen Kirche St. Paul.
					
		  		Schüler des Kunstkollegs Hennef, Foto: Dr. Marcus Wüst
m Rahmen einer zweitägigen, von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) finanzierten Exkursion besuchten Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler des Kunstkollegs Hennef am 9. Oktober 2018 das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ). An eine Begrüßung im Prälaturhof durch Dr. Ulrike Hospes (KAS) und Dr. Gregor Patt (LVR-AFZ) schlossen sich zwei Führungen an: Dr. Christine Hartmann führte durch die Gedenkstätte Brauweiler, während Stephanie Kelle über die Aufgaben und Orte der ehemaligen Arbeitsanstalt Brauweiler informierte.
Nach einer gemeinsamen Besichtigung der Klosterkirche, die die Lehrkräfte selbst in die Hand nahmen, wurde die knapp 40-köpfige Gruppe erneut aufgeteilt und vom Team der Restaurierungswerkstatt sowie Dr. Riccarda Henkel vom Archiv des Landschaftsverbandes übernommen. Im Wechsel lernten beide Gruppen die jeweiligen Sachgebiete, ihre Aufgaben und Arbeitsfelder kennen. Ein arbeitsreicher Vormittag schloss mit einem gemeinsamen Mittagessen, bevor am Nachmittag die Berufsfelder Archiv und Restaurierung im Mittelpunkt des Interesses standen. Anna Katharina Fahrenkamp, Julia Nastke und Gregor Patt informierten über Voraussetzungen, Ausbildungswege, Studienorte und -inhalte, die Situation auf dem Arbeitsmarkt sowie die erforderlichen Kernkompetenzen. Da sich das Kunstkolleg Hennef als Gesamtschule mit künstlerischem Schwerpunkt und Berufliches Gymnasium für Gestaltung versteht, stellte sich rasch heraus, dass insbesondere der Beruf des Restaurators bzw. der Restauratorin für einige Schülerinnen und Schüler von großem Interesse ist.
Im Anschluss an den Besuch beim LVR in Brauweiler besuchten die Schülerinnen und Schüler im Rahmen der von der Konrad-Adenauer-Stiftung finanzierten und von Oberstufenkoordinator Dr. Marcus Wüst organisierten Exkursion das Bonner Regierungsviertel und die Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus in Rhöndorf. Dort erhielten sie weitere Einblicke in die Arbeit einer Gedenkstätte und die Konzeption von Ausstellungen.
40 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe zeigten großes Interesse
					
		  		LVR-Conservation-Kits
Die Archive im Kreis Mettmann sind am 26. November 2018 als erste archivische Arbeitsgemeinschaft (AG) im Rheinland vom LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) mit den neu entwickelten LVR-Conservation-Kits ausgestattet worden. Diese Werkzeugkoffer enthalten die wesentlichen Materialien und Werkzeuge, die Archivarinnen und Archivare benötigen, um Archivgut sachgerecht für die dauerhafte Aufbewahrung vorzubereiten und kleinere Reinigungs- und Sicherungsmaßnahmen selbstständig durchzuführen. Mit Blick auf den beim Umgang mit verschmutztem, eventuell mikrobiell kontaminiertem Archivgut in jedem Fall erforderlichen Gesundheitsschutz ist darüber hinaus auch eine Persönliche Schutzausrüstung (PSA) enthalten.
Dr. Claudia Kauertz, Leitung des Teams Archivberatung im LVR-AFZ, und Anna Katharina Fahrenkamp M.A., Papierrestauratorin im Team Bestandserhaltung im LVR-AFZ, übergaben die ersten Werkzeugkoffer mit einem Pressetermin an Joachim Schulz-Hönerlage, Leiter des Kreisarchivs Mettmann, und die übrigen Mitglieder der AG. Die Mitglieder erhielten ein LVR-Conservation-Kit im Wert von jeweils etwa 300 Euro. Die AG ist der Zusammenschluss des Kreisarchivs Mettmann und der Archive der zehn kreisangehörigen Kommunen.
Schäden am Kulturgut können verschiedene Ursachen haben. Meist handelt es sich um Gebrauchsspuren oder um Folgen unsachgemäßer Lagerung aus der Zeit vor der Archivierung. Gelegentlich entstehen Schäden aber auch bei der Übernahme in die Archive durch eine mangelnde, wenig sachgerechte Vorbereitung für die dauerhafte Lagerung im Archivmagazin oder durch eine intensive Nutzung im Archiv. Bleiben diese Schäden unbehandelt, führt dies meist zwangsläufig zu weiteren Beschädigungen und hohen Folgekosten.
Die Übergabe der LVR-Conservation-Kits wurde von einem Workshop zu deren sachgerechtem Gebrauch begleitet. Die Mitglieder der AG lernten mit der Trockenreinigung, der Entmetallisierung, dem Glätten von Papieren und der Sicherung von Rissen die verschiedenen Verwendungszwecke der Kits in der Praxis kennen. Da sich die LVR-Conservation-Kits noch in der Pilotphase befinden, wurden die Teilnehmenden gebeten, die Kits in den nächsten Monaten intensiv zu testen, damit diese ggfs. noch optimiert werden können. Künftig ist die Beschaffung und Verteilung weiterer LVR-Conservation-Kits geplant.
Weitere Informationen bietet das Handbuch zum LVR-Conservation-Kit (Band 3 der AFZ-Reihe „Archivistik digital“) sowie ein im Rahmen des EU-Programms Erasmus+ geförderter, kostenfreier E-Learning-Kurs zu den Grundlagen der Bestandserhaltung.
Arbeitsgemeinschaft der Archive im Kreis Mettmann erhält LVR-Conservation-Kits
					Seit 2003 das Blog „Archivalia“ die deutsche Archivszene mit einem neuen, interaktiven Publikations- und Kommunikationsmedium konfrontierte, ist die "Liste deutschsprachiger Archivblogs" auf 71 Blogs aus dem archivischen Umfeld angewachsen. Grund genug für die Kernredaktion des Gemeinschaftsblogs "1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch", zum eigenen Projektfinale sowohl die Erfahrungen aus vier Jahren gemeinschaftlichen Quellen-Blogs als auch die archivische Blogszene als Ganzes in den Mittelpunkt einer Tagung zu stellen. In Vorträgen und Workshops können Archivarinnen und Archivare mit und ohne Blog-Erfahrung und andere Interessierte miteinander ins Gespräch kommen, Nutzungs- und Vernetzungsmöglichkeiten von Blogs diskutieren und so weitere Archive motivieren, die Liste aktiver Archivblogs zu verlängern.
Die Veranstaltung richtet sich an Archivarinnen und Archivare aller Archivsparten mit und ohne Blog-Erfahrung, Mitarbeitende in Gedächtniseinrichtungen, Archiven und Verwaltungen, die für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig sind, Bloggerinnen und Blogger mit Interesse an der Archivszene sowie Leserinnen und Leser archivischer Blogs.
Donnerstag, 11. Oktober, und Freitag, 12. Oktober 2018
Abtei Brauweiler – Kultur- und Dienstleistungszentrum des LVR
Ehrenfriedstraße 19
50259 Pulheim-Brauweiler
50,00 Euro (einschließlich Tagungsunterlagen, einem Mittagsimbiss und Pausengetränken)
LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum
Ehrenfriedstraße 19
50259 Pulheim
Tel 02234 9854-313 und -225
Fax 02234 9854-349
afz.fortbildungszentrum@lvr.de
www.fortbildungszentrum.lvr.de
Tagung mit Workshops am 11. und 12. Oktober 2018 im LVR-AFZ
					
		  		Festakt zur Wiedereröffnung des Jakob-Imig-Archivs am 29.11.2018. Foto: Vereinsgemeinschaft Louisendorf e. V.
Am 29. November 2018 wurde das Jakob-Imig-Archiv von Hubertina Croonenbroek, Stellvertretende Landrätin des Kreises Kleve, Peter Driessen, Bürgermeister der Gemeinde Bedburg-Hau, Jürgen Graven, Ortsvorsteher von Louisendorf, und Dr. Claudia Kauertz, Leiterin des Teams Archivberatung im LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, feierlich wiedereröffnet. An dem Festakt nahmen etwa 30 geladene Gäste teil.
In ihren Grußworten betonten die Stellvertretende Landrätin Cronnenbroek und Bürgermeister Driessen den besonderen, bereits im Ortsbild erkennbaren historischen Charakter der Ortsgemeinde Louisendorf, die in diesem Jahr erstmals mit der Goldmedaille in dem Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet worden ist. Ein Kriterium für die Preisverleihung war dabei auch die bis heute lebendige Pflege der Tradition, des Brauchtums und der Mundart der Pfälzer am linken Niederrhein. Seitens des LVR, der die Einrichtung des Jakob-Imig-Archivs im Rahmen der Regionalen Kulturförderung 2015 gefördert hatte, betonte Dr. Claudia Kauertz die gute Kooperation mit der Vereinsgemeinschaft Louisendorf und gab ihrer Freude Ausdruck, dass das Jakob-Imig-Archiv nun modernen fachlichen Standards entspreche und die Quellen zur Geschichte der pfälzischen Sprachinsel am linken Niederrhein hier für die Nachwelt dauerhaft erhalten werden könnten.
Im Rahmen des Festakts wurde zugleich auch der umfangreiche Nachlass Manfred Reuters von seiner Witwe Ingrid Saccaro-Reuter an das Jakob-Imig-Archiv übergeben. Außerdem wurde der ehemalige Louisendorfer Josef Jörissen geehrt, der durch sein vielseitiges Engagement große Verdienste für die Heimatpflege erworben hat und deshalb 2018 vom LVR mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet worden ist.
Das Jakob-Imig-Archiv wurde im Jahr 2005 in der ehemaligen Lehrerwohnung in Bedburg-Hau-Louisendorf eingerichtet. In ehrenamtlicher Trägerschaft widmet es sich der Erforschung der Geschichte und Kultur der sog. Pfälzer am linken Niederrhein. Getragen wird das Jakob-Imig-Archiv von der 1999 gegründeten Vereinsgemeinschaft Louisendorf e.V., der heute insgesamt 12 lokale Vereine angehören. Wesentliche Vereinsziele sind der Erhalt und die Förderung von Sitten und Gebräuchen der niederrheinischen Pfälzer sowie der Wahrung und Pflege der Pfälzer Mundart, des sog. „Pälzischen“.
Der Ausbau des Jakob-Imig-Archivs, das von der Gemeinde Bedburg-Hau unterstützt und vom Gemeindearchivar Johannes Stinner fachlich betreut wird, nimmt hier einen zentralen Platz ein. Es ist gleichzeitig ein Museum zur lokalen Volkskultur und ein Sammlungsarchiv, das die Geschichte, das Brauchtum und v. a. die Sprache der im 18. Jahrhundert an den Niederrhein eingewanderten Pfälzer überliefert und sie aktiv pflegt. Es dokumentiert damit eine historische Migrationsbewegung, welche die bis heute bestehende sog. Pfälzische Sprachinsel am linken Niederrhein begründete.
Die Pfälzische Sprachinsel umfasst die drei Ortschaften Louisendorf, Neulouisendorf und Pfalzdorf. Sie geht historisch auf die Ansiedlung von Auswanderern aus der Kurpfalz im Herzogtum Kleve um die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Die Auswanderer, die ursprünglich nach Amerika wollten, strandeten am Niederrhein und gründeten auf der Gocher Heide zunächst das Kolonistendorf Pfalzdorf. Ihre Nachfahren siedelten sich etwa 80 Jahre danach im Kalkarer Wald an und gründeten hier 1820 das heutige Louisendorf, das nach der preußischen Königin Louise benannt wurde und in zwei Jahren bereits seinen 200. Geburtstag feiern kann. Aufgrund ihres protestantischen Bekenntnisses vermischten sich die Aussiedler nicht mit der eingesessenen katholischen Bevölkerung, so dass Elemente ihrer kulturellen Eigenart, wie ihre Mundart und ihr Brauchtum, bis heute erhalten geblieben sind.
Vor allem in Louisendorf wird noch heute ein Migrantendialekt gesprochen, der mit dem Pfälzischen in Verbindung gebracht wird, weil die Siedler aus Kreuznach und Simmern im historischen Territorium Kurpfalz stammten. Allerdings ist die historische Kurpfalz nicht mit der heutigen Region Pfalz identisch. Deshalb unterscheidet sich auch der von den Aussiedlern und ihren Nachfahren selbst „Pälzisch“ genannte Dialekt grundlegend von den Dialekten, die linguistisch der Pfalz zugeordnet werden.
Besonders für den Erhalt des „Pälzischen“ hat sich der 1994 verstorbene Louisendorfer Landwirt, Organist, Mundartdichter, Genealoge und Heimatforscher Jakob Imig verdient gemacht. Imig gründete 1955 den bis heute bestehenden Pfälzerbund am Niederrein e.V. und wurde für seine Verdienste bereits zu Lebzeiten hoch geehrt. 1976 erhielt er das Bundesverdienstkreuz und 1977 – als erster Louisendorfer – den Rheinlandtaler des LVR.
Imigs umfangreicher Nachlass bildet das namensgebende Herzstück der Sammlungen des Jakob-Imig-Archivs. Als heute wohl bekanntester Pfälzer aus der niederrheinischen Sprachinsel ist er mit zahlreichen Publikationen hervorgetreten: Gedichte und Prosa in pfälzischer Mundart, Aufsätze über die pfälzische und Louisendorfer Geschichte sowie Beiträge zur Familienforschung, zur Regional- und Kirchengeschichte und zur Volkskunde.
Das Jakob-Imig-Archiv ist Teil der reichhaltigen Archivlandschaft des Rheinlandes. Mit der Pfälzischen Sprachinsel am Niederrhein, die ein noch erhaltenes historisches Zeugnis für die Migration im Rheinland ist, dokumentiert es einen besonderen Aspekt der rheinischen Volkskultur. Als lebendige Gedächtniseinrichtung setzt es sich für die Sicherung des kulturellen Erbes vor Ort ein und trägt wesentlich zur Stiftung lokaler und regionaler Identität bei. Damit ist das Jakob-Imig-Archiv eine lebendige Sammlung, die sich nicht nur auf die Pflege des Nachlasses ihres Namensgebers beschränkt. Das Archiv sammelt aktiv weitere Nachlässe und Materialien zur Geschichte der Pfälzer am Niederrhein und bemüht sich so um die Pflege der Pfälzer Sprache und Kultur.
Das Archiv und Museum zur Geschichte der Pfälzer am linken Niederrhein wurden im Rahmen der Regionalen Kulturförderung des LVR unterstützt.