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Archive
im Rheinland

Wirksamkeit der Massenentsäuerung

Für die immense Masse des bereits als Archivgut übernommenen und noch zu übernehmenden Schriftguts auf sauren Papieren aus den letzten Jahrzehnten bleibt für den langfristigen Erhalt nur die ab den 1980er Jahren entwickelte Entsäuerung. Für sie gibt es inzwischen verschiedene wässrige und nicht wässrige Verfahren. In NRW werden Entsäuerungsmaßnahmen in großem Umfang mit Mitteln der Landesinitiative Substanzerhalt (LISE) durchgeführt wird.

Bei der „Entsäuerung“ wird in allen Verfahren ein alkalischer Stoff, in der Regel Magnesiumhydrogencarbonat oder Kalziumcarbonat, in das Papier eingebracht. Dadurch wird die enthaltene Säure neutralisiert. Ein nicht verbrauchter Teil des Carbonats, der im Papier bleibt, bildet darüber hinaus einen Puffer für eine weitere Säureeinwirkung.

Durch die Behandlung steigt der pH-Wert wieder und die Alterung wird erheblich verlangsamt. Völlig aufzuhalten ist sie allerdings nicht, weil der Ligninabbau ligninhaltiger Papiere sich fortsetzt und die Stoffe, die die Zellulosefasern angreifen, dadurch auch nach einer „Entsäuerung“ wieder weiter entstehen. Daneben nehmen Papiere unter entsprechenden Lagerungsbedingungen aber auch aus der Umgebungsluft oder saurer Kartonage wieder Säure auf.

Wir empfehlen daher, Archivgut nach einer Entsäuerung im Interesse der Nachhaltigkeit der Maßnahme in geeignete Archivkartons zu verpacken, die die Anforderungen der einschlägigen Norm DIN ISO 16245 Typ A erfüllen.

Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Entsäuerung um so weniger wirksam ist, je weiter die Schädigung des Papiers zum Zeitpunkt der Entsäuerungsmaßnahme bereits fortgeschritten war, wie sich bei einer Evaluierung der Nachhaltigkeit der Massenentsäuerung im Auftrag der Deutschen Nationalbibliothek und der Staatsbibliothek zu Berlin herausgestellt hat. Entsäuerungsmaßnahmen von betroffenen Beständen sollten daher nicht auf unbestimmte Zeit aufgeschoben werden. Als erster Schritt ist ein Schadenskataster zu empfehlen.