Übernahme umfasst ausschließlich digitale Unterlagen Mehr
v. l.: Elke Hoffmann (UK NRW, Unternehmensentwicklung), Dr. Carla Lessing (LVR-AFZ, Teamleiterin Archiv des LVR), Dr. Thomas Krämer (stv. Leiter des LVR-AFZ, Abteilungsleiter Technisches Zentrum), Johannes Plönes (UK NRW, stv. Geschäftsführer), Ralf Pagenkopf (LVR, Fachbereichsleiter Personal und Organisation sowie Vorsitzender der Vertreterversammlung der UK NRW). Foto: Matthias Senk
Im Sommer 2023 trat die Unfallkasse NRW mit dem Wunsch, ihrer gesetzlichen Pflicht zur Archivierung archivreifer Fallakten nachzukommen, an das Archiv des LVR (ALVR) heran. Dieser Wunsch stieß beim ALVR auf offene Ohren, kann man doch auf eine – in Teilen – gemeinsame Geschichte zurückblicken. Im September folgte dann ein erstes Abstimmungsgespräch in den Räumlichkeiten der Unfallkasse in Düsseldorf. Schnell bestand Einigkeit darüber, dass das ALVR die Unterlagen übernehmen wird. Diese werden im Archiv als Depositum unter dem Bestandsnamen „Unfallkasse NRW“ geführt. Künftig soll dieses Depositum einen Zuwachs durch weitere regelmäßige Abgaben an das Archiv erfahren. Bei den Unterlagen handelt es sich ausschließlich um digitale Daten, die das Archiv in die Langzeitarchivlösung DiPS.kommunal einspeisen wird.
Am 14.05.2024 übergab Herr Johannes Plönes, stellvertretender Geschäftsführer der Unfallkasse NRW, die ersten Fallakten im Rahmen der Vertragsunterzeichnung im Äbtesaal der Abtei Brauweiler an das Archiv des LVR. Die Unterlagen beinhalten unter anderem den ersten Fall der Schülerunfallversicherung aus dem Jahr 1971 sowie die erste vollständig elektronisch geführte Akte der Unfallkasse NRW aus dem Jahr 2010. Die Nutzung der Unterlagen kann unter Beachtung der archivischen Schutzfristen über den Lesesaal des ALVR erfolgen.
Übernahme umfasst ausschließlich digitale Unterlagen
Blick in die Räumlichkeiten der Anna Polke-Stiftung (Foto: Anna Polke-Stiftung)
Neu verpacktes und erschlossenes Archivgut (Foto: Anna Polke-Stiftung)
Neu angeschaffter Planschrank zur Lagerung von Überformaten, daneben Scanstation (Foto: Anna Polke-Stiftung)
Erschließung zählt zu den Kernaufgaben von Archiven und kommt doch im archivischen Alltag häufig zu kurz. Da im Grunde aber nur erschlossene Archivbestände recherchierbar und damit nutzbar sind, liegen Erschließungsprojekte im besonderen Förderinteresse des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ).
Das 2023 vom LVR-AFZ geförderte Erschließungsprojekt der Anna Polke-Stiftung in Köln, die sich mit dem Werk des 2010 verstorbenen Künstlers Sigmar Polke auseinandersetzt, zeigt, wie wichtig Beratung und Förderung vor allem beim Archivaufbau sind. In diesem Falle ging die Erschließung Hand in Hand mit der Einrichtung eines Magazinraumes und der Umsetzung bestandserhalterischer Maßnahmen. Sophia Stang, Geschäftsführerin und wissenschaftliche Leiterin der 2018 gegründeten Stiftung, beschreibt das Ziel ihrer Institution: „Der Aufbau des Stiftungsarchivs und die sachgerechte Verwahrung der sensiblen Archivmaterialien, zu denen unter anderem Fotografien und Schriftgut des Künstlers gehören, war seit der Gründung ein zentrales Ziel der Stiftung. Ergänzt wird dieser Bestand durch Schenkungen aus Vor- und Nachlässen von Zeitgenoss*innen, die ein ebenso heterogener Charakter auszeichnet.“ Anna Polke, die Tochter des Künstlers, habe über Jahrzehnte Handschriften und Notizen ihres Vaters, Fotografien, Korrespondenzen, Dokumente, Objekte, Drucksachen (Flyer, Plakate, Einladungen) und Publikationen gesammelt und in das Archiv überführt.
Um den Archivaufbau zügig voranzubringen, stellte die Anna Polke-Stiftung über die LVR-Förderung 2023 eine Projektkraft an, die das Team bei den Erschließungsarbeiten unterstützte. Zudem wurde die Anschaffung eines Planschrankes zur schonenden Lagerung großformatiger Archivalien gefördert.
Thea Fiegenbaum, Referentin des LVR-AFZ, sieht in der frühzeitig erfolgten Beratung eine besondere Chance: „Bei der Anna Polke-Stiftung hat das Team unsere Empfehlungen von Beginn an angenommen und die gemeinsam besprochenen Maßnahmen direkt umgesetzt. Es ist für mich auch Teil der Nachhaltigkeit im Archiv, wenn wir vor Ort archivfachliches Wissen vermitteln können.“ Nach Abschluss des Projekts schließt Stang mit folgendem Fazit: „Durch die angeschafften Materialien, die zusätzliche Personalstelle und die begleitende fachliche Expertise und Beratung durch den LVR konnten innerhalb von drei Monaten die Archivbestände erfasst und mehr als die Hälfte archivgerecht gelagert und erschlossen werden. Prioritär behandelt wurden dabei insbesondere sensible Materialien, die jetzt in Gänze gesichert sind.“ Im Jahr 2024 soll der angestoßene Erschließungsprozess abgeschlossen werden.
Das Beispiel des Stiftungsarchivs zeigt, dass die Archivförderung und Beratung durch das LVR-AFZ zum wiederholten Male eine Grundlage für die Ersteinrichtung und fachgerechte Betreuung von Archiven ist. Jährlich haben nichtstaatliche Archive und andere kulturgutbewahrende Einrichtungen im Rheinland die Möglichkeit, fachspezifische Projekte fördern und sich hierzu im Vorfeld beraten zu lassen. Weitere Hinweise zur LVR-Archivförderung finden sich auf der Homepage des LVR-AFZ. https://afz.lvr.de/de/archivberatung/foerderung/archivfoerderung/archivfoerderung_1.html
Der LVR fördert den Archivaufbau der Kölner Stiftung
Neue Handlungsempfehlung zum Umgang mit arsenbelastetem Archiv- und Bibliotheksgut Foto: LVR-AFZ, Anna Katharina Fahrenkamp
In den vergangenen Jahren ist es durch das vermehrte Auffinden arsenhaltiger Pigmente an Bucheinbänden zu einer Sensibilisierung für ihr Gefährdungspotenzial gekommen. In der Werkstatt für Papierrestaurierung des LVR-AFZ wurde deshalb eine neue Handreichung erarbeitet. Durch die Einordnung der Gefahren soll Verunsicherungen vorgebeugt werden, indem Handlungsvorschläge für den sicheren Umgang gegeben werden.
Die Handreichung geht darauf ein, was Arsen ist und wo es vorkommt. Das Gefahrenpotential von Arsen wird beschrieben und es wird darauf eingegangen, wie arsenhaltige Pigmente auf Schriftgut identifiziert werden könnrn. Wenn ein Verdachtsfall auftritt ist es wichtig, zu wissen, was zu tun ist. Besonderer Fokus liegt deshalb auf dem Gesundheitsschutz und darauf, wie eine Kontamination anderer Objekte vermieden werden kann. Es werden Links zu Internetseiten aufgelistet, auf denen weiterführende Informationen zu finden sind.
Die Handreichung kann ab sofort hier eingesehen und heruntergeladen werden:
LVR-AFZ Handreichunge Handreichun: Umgang mit arsenbelastetem Archiv- und Bibliotheksgut (PDF, 85 KB)
Download jetzt verfügbar
Rom e.V.
Die Umbettung von Fotografien schließt direkt an die archivarische Notfallprävention an. Die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 hat nochmals vor Augen geführt, dass archivgerechte Verpackung eine der zentralen Grundlagen für eine dauerhafte Aufbewahrung ist. Sie kann im Notfall größte Schäden verhindern. Entsprechend groß war die Erleichterung im Rom e.V., als ein Antrag auf Förderung durch das LVR-AFZ Mitte 2021 positiv beschieden worden ist. Der LVR unterstützt den Verein beim Ankauf archivgerechter Verpackungen für die umfangreiche Fotosammlung des Vereinsarchivs.
Inzwischen sind alle Fotografien des Rom e.V. umverpackt. Die so gegen den Verfall geretteten Fotografien dokumentieren vor allem die Bürgerrechtsproteste der Community, den gemeinsamen Kampf gegen Rassismus sowie dramatische Momentaufnahmen rassistischer Übergriffe mit Schwerpunkt Köln und Rheinland. Die Fotografien werden nun sukzessiv erschlossen, damit sie zukünftig im Archiv zugänglich sind. Thea Fiegenbaum, Referentin des LVR-AFZ, betont: „Auf fachgerechter Verpackung und der Erschließung von Archivgut liegt ein besonderes Augenmerk der LVR-Archivförderung, denn sie gehören zu den archivischen Kernaufgaben und sind nicht nur im Notfall entscheidend, um (Total-)Verluste zu verhindern. Auch sind sie zwingend erforderlich, wenn es um die dauerhafte Erhaltung und Nutzbarmachung geht.“ Schwierig bleibt die räumliche Situation des Rom e.V. Archiv und Dokumentationszentrums – das Archivmagazin ist voll. „Käme es tatsächlich zu einem Notfall, wäre dies ein erheblicher Risikofaktor für unsere Sammlung.“, so Vera Tönsfeldt, die als wissenschaftliche Referentin die Sammlung leitet.
Das Archiv und Dokumentationszentrum des Rom e.V. in Köln ist eines der größten seiner Art in Deutschland. Nirgendwo sonst werden so viele Originale gesammelt, welche die Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland dokumentieren. Ein Verlust des Bestandes, besonders der Fotografien, käme einer Zäsur gleich. Der einzigartige Schwerpunkt der Dokumentationsarbeit des Rom e.V. Archiv und Dokumentationszentrums liegt seit den 1980er-Jahren auf dem Rassismus gegen die jahrzehntelang als „Zigeuner*innen“ verunglimpften Minderheiten der Sinti und Roma in Deutschland.
Anträge auf Archivförderung sind noch bis zum 31. Januar 2022 möglich. Interessierte wenden sich bitte an Dr. Hans-Werner Langbrandtner (hans-werner.langbrandtner@lvr.de, Tel. 02234 / 9854-256).
Förderung des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) ermöglicht konservatorische Maßnahmen.
Abb.: Schüler*innen im Lesesaal des ALVR. Foto: Ole Luster (HBZ).
Am 21. Juni 2024 – kurz vor Beginn der lang ersehnten Sommerferien – besuchten zwei Kurse des Hochbegabtenzentrums (HBZ) Brühl mit Kindern im Alter von 9 Jahren das Archiv des LVR, um dort die Aufgaben von Archivar*innen und das Archiv selbst kennenzulernen. Insgesamt fast 30 Schüler*innen lernten den Unterschied zwischen einer Bibliothek und einem Archiv kennen, durften einen Blick auf eine Urkunde des 15. Jahrhunderts werfen und sich im Anschluss daran in das Magazin begeben, in dem die Archivalien lagern und das sonst nur Archivmitarbeiter*innen zugänglich ist.
Ganz besonders interessiert waren die Schüler*innen beim sich anschließenden kleinen „Lese-Workshop“, wo sie versuchen konnten, die für sie „geheimnisvollen“ alten Schriften zu entziffern. Das klappte richtig gut, obwohl die Schriften teilweise aus dem frühen 19. Jahrhundert stammen. „Es hat uns sehr viel Spaß gemacht und wir wollen das gerne öfter machen“, sagte eine Schülerin, bevor alle das Archiv bei strahlendem Sonnenschein ins Wochenende verließen.
Zwei Kurse des HBZ in Brühl besuchen das Archiv des LVR
Am 16. Mai besuchte eine Gruppe von 20 FaMI-Lehrenden im Rahmen ihrer jährlichen Bundesfachtagung das LVR-AFZ, um einen Einblick in dessen Arbeit zu erhalten. Da Lehrende aus ganz Deutschland teilnahmen, stellten Monika Marner und Matthias Senk zu Beginn den LVR und die Tradition der Archivberatung im Rheinland in einem historischen Abriss kurz vor. Im Anschluss wurden die gegenwärtigen Aufgaben des AFZ dargelegt. Dabei stellte sich heraus, dass ca. die Hälfte der Teilnehmenden die Fachrichtung Archiv unterrichten.
Die Gruppe besichtigte anschließend die Restaurierungswerkstatt Papier und die Landesinitiative Substanzerhalt (LISE) auf dem Gelände der Abtei. Dort erhielten sie Einblick in die Restaurierung von Einzelobjekten und konnten den Mitarbeitenden bei der Trockenreinigung von Objekten, die für die Massenentsäuerung vorbereitet werden, über die Schulter schauen. Nach einer Mittagspause gab Markus Thulin mit einer Führung durch einige ausgewählte Räume im ehemaligen Prälaturgebäude und im Abteipark einen kurzen Einblick in die wechselvolle Geschichte der Liegenschaft, die in diesem Jahr ihr 1000jähriges Bestehen feiert.
Im Anschluss referierte Matthias Klein vom ALVR über „Schützenswerte Informationen. Historische Patientenakten im Archiv des Landschaftsverbandes.“ Er erläuterte dabei, wie die Akten entstehen und warum sie vom ALVR archiviert werden. Besondere Bedeutung komme dieser Überlieferung bei der Erforschung der NS-Patientenmorde zu. Herr Klein wies auf die besonders große Bedeutung des Datenschutzes und der Nutzungsbedingungen bei Patientenakten hin.
Nach einer kurzen Kaffeepause moderierten Monika Marner und Matthias Senk die Gesprächsrunden zum Thema „Mut zur Kassation – Vermittlung der Kernthemen Überlieferungsbildung und Bewertung in der FaMI-Ausbildung“ mit anschließender Ergebnispräsentation im Plenum. Die FaMI-Lehrenden machten von der Möglichkeit zum fachlichen Austausch regen Gebrauch und stellten verschiedene Vermittlungsansätze zu den vorgegebenen Themen vor. Zum Abschluss hatten Interessierte die Gelegenheit, mit dem ehemaligen Abteilungsleiter der Archivberatungsstelle Peter Weber die Ausstellung „Wissen & bewahren – Schätze aus der Klosterbibliothek Brauweiler“ zu besichtigen, die derzeit im Rahmen der 1000-Jahrfeier der Abtei im Winterrefektorium besichtigt werden kann.
20 Lehrer*innen aus ganz Deutschland erhielten am 16. Mai einen Einblick in die Arbeit des LVR-AFZ und die 1000-jährige Geschichte der Abtei Brauweiler
Bestand des Schwimmbezirks Rhein-Wupper e. V. Foto: LVR-AFZ
Am Mittwoch, den 22. Mai 2024, nahmen zwei Referenten des LVR-AFZ, Dr. Gregor Patt und Juliano de Assis Mendonça, gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Schwimmbezirkes Rhein-Wupper, Herrn Rudolf D. Brügge, eine Bewertung des Vereinsschrifttums in dessen Archivkeller in Neuss vor.
Das Verbandsarchiv umfasst wertvolle Zeugnisse der rheinischen und deutschen Schwimm- und Sportgeschichte. Seine Überlieferung betrifft nicht nur den mit dem Regierungsbezirk Düsseldorf räumlich in etwa deckungsgleichen Verband, sondern beinhaltet auch vielfältige Informationen zu örtlichen Schwimmvereinen im Verbandsbezirk sowie zu organisatorischen Aspekten und Wettbewerben auf Landes- und Bundesebene.
Das archivwürdige Material soll zeitnah erschlossen, entmetallisiert und umgebettet werden und anschließend dem Archiv, einer Kommune mit starker Verbundenheit zum Schwimmsport, als Schenkung übergeben werden.
Das LVR-AFZ unterstützt die archivische Überlieferungsbildung des Schwimmbezirkes Rhein-Wupper e. V.